Bis zu 1.800 Tote bei Fährunglück vor Haiti

■ Erst 285 Überlebende geborgen

Port-au-Prince (dpa) – Der Untergang der Fähre „Neptuno“ vor der Südwestküste Haitis hat sich zu einer der größten Katastrophen in der Geschichte der Seefahrt ausgeweitet. Obwohl die genaue Zahl der Opfer niemals bekannt werden dürfte, rechnen die Behörden in Port-au-Prince und das Rote Kreuz damit, daß bis zu 1.800 Menschen ertrunken sind. Bis gestern morgen hatten sich nach Angaben aus Port-au-Prince erst 285 Schiffbrüchige gemeldet.

Schiffe der US-Küstenwache und der haitianischen Marine brachten 150 in Plastiksäcke geschnürte Leichen in den Hafen der Hauptstadt. Die Toten waren im Laufe der Nacht zum Freitag zwischen der Insel Gonave und der Kleinstadt Miragoane aus dem Wasser geborgen worden. Zuvor hatte das Rote Kreuz bereits mindestens 850 Tote registriert. Überlebende sagten aus, unter Deck des völlig überladenen Schiffes hätten sich mehr als 1.000 Menschen zusammengedrängt. Piloten der US- Küstenwache, die nach Überlebenden suchten, berichteten, auf dem Meer rund um die Unglücksstelle trieben zwischen den Überresten der Schiffsladung noch zahlreiche Tote.

In Jeremie füllten sich nach Bekanntwerden des Unglücks die Straßen mit Tausenden von Menschen, die weinend nach Informationen über Angehörige oder Freunde suchten. Für die Passage mit der Fähre, die am Mittwoch auf dem Weg von Jeremie nach Port- au-Prince während eines Gewittersturms kenterte, waren offiziell rund 800 Tickets verkauft worden. Nach den übereinstimmenden Aussagen des Kapitäns und einiger Überlebender waren jedoch mindestens 2.000 Menschen an Bord. Die meisten waren Bauern, die in der Hauptstadt ihre Waren verkaufen wollten.

Die schwersten Schiffsunglücke der letzten Jahre ereigneten sich in karibischen und asiatischen Gewässern fast immer, weil die Fährschiffe hemmungslos überladen und in sehr schlechtem technischem Zustand waren.