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A very nice, oldfashioned murder

■ The English Theatre London presents „The Mousetrap“ by Agatha Christie

“There are six of you in this room, and one of you is the murderer!“ Zu dieser Schlußfolgerung waren wohl die meisten im Publikum am Donnerstag abend im Ernst-Waldau-Theater auch schon gekommen, aber dennoch jagt eine solche Textstelle den Krimifans einen wohligen Schauer des Wiedererkennens über den Rücken.

So geht es zu in Agatha Christies schön altmodischen Mördergeschichten, und ihre „Die Mausefalle“ ist der Prototyp des gepflegten, britischen Bühnenkrimis. Seit über 40 Jahren wird das Stück ununterbrochen im gleichen Londoner Theater aufgeführt, und es wäre ein Sakrileg, auch nur einen Sessel im historischen Bühnenbild zu verrücken, den Text zu modernisieren, oder gar bei der Regiearbeit irgendwelche Neuerungen einzuführen.

Auch das Tournee—Ensemble des „English Theatre London“ hielt sich streng an die Vorlage und ließ das gut konstruierte whodunit mit einer Reihe von skurrilen Verdächtigen und einem auf der dunklen Bühne verübten Mord wie ein Uhrwerk ablaufen.

Gerade daß die Geschichte, das Ambiente, die Personen und das überkorrekte Oxfordenglisch so altmodisch wirken, macht den Charme dieser Aufführung aus.

Georg Seeßlen analysiert, daß Agatha Christie in ihren Büchern und Stücken, die „fernab von Realität und Psychologie liegen, dafür aber große Ähnlichkeit mit Typologie und Konstellation von Märchen haben... das Ritual einer Befreiung im Milieu einer Behaglichkeit vermittelt, welche mit einer grundsätzlichen Geborgenheit einhergeht, die ihre Personen und Plätze ausstrahlen, und nach der Klärung der Fälle erneut zu bieten versprechen.“

Dieses gemütliche, märchenhafte „merry old England“ von Agatha Christie wird in der Aufführung von „The Mouse Trap“ heraufbeschworen. Und so spricht die Schlußworte weder der Detektiv noch der Mörder, sondern die Besitzerin des netten Guesthouses, deren corned beef gerade anbrennt. Wilfried Hippen

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