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Ärzte rechnen mit Zulassungsstopp

■ Berlin gilt als „überversorgt“/ Zehn Jahre „Bittere Pillen“

Berlin. In Berlin droht nach Meinung der Ärztekammer ein fast völliger Zulassungsstopp für Kassenärzte. Kammerpräsident Ellis Huber rechnet damit, daß am 9. März vom „Bundesausschuß Ärzte und Kassen“ in Bonn Bedarfszahlen festgelegt werden, die Berlin zum „überversorgten“ Gebiet machen werden. Mit Ausnahme einiger „exotischer Facharztrichtungen“ sei Berlin dann „dicht“, meinte Huber gestern.

Nach den jetzt bekanntgewordenen Plan zur Bedarfszahlberechnung würden noch alle 1.629 Mediziner, die bis zum 31. Januar bei der Berliner Kassenärztlichen Vereinigung einen Antrag auf Niederlassung gestellt haben, in der Stadt praktizieren können.

Ärztekammerpräsident Ellis Huber stellte zusammen mit den Autoren die jüngste Auflage des pharmakritischen Ratgebers „Bittere Pillen“ vor. Das 1.000-Seiten- Werk, dessen zehnjähriges Jubiläum gestern gefeiert wurde, ist mittlerweile in rund 1,5 Millionen Exemplaren und 65 Ausgaben verbreitet. „Bittere Pillen“ informiert über Wirksamkeit und Gefahren von 2.300 Mittelchen. Auf die erste Ausgabe vor zehn Jahren reagierten vor allem die Pharmakonzerne bitter. Sie antworteten mit 76 Klagedrohungen und sieben Prozessen – ein Verhalten, das Huber im Rückblick als nützlich bewertete: so sei endlich eine Diskussion begonnen.

Im Durchschnitt nimmt jeder und jede Deutsche pro Jahr 1.250 Pillen und Kapseln im Wert von 600 Mark. Die verordnenden ÄrztInnen stehen einem Angebot von 100.000 Präparaten fast hilflos gegenüber. „Die pharmakologische Ausbildung an den Unis ist schlecht“, beklagte Huber. Es gebe so gut wie keine Weiterbildung auf diesem Gebiet. Diese Marktlücke werde von den PharmareferentInnen geschlossen. dpa/jug

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