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DokumentationGegen die Gewalt sexistischer Propaganda!

■ Das Sputnik und „Terror 2000“: Erklärung des Antisexistischen Bündnisses zur Diskussionsveranstaltung

Die Off-Kinos trifft eine gewisse Mitschuld, wenn sie wegen der Vorführung von sexistischen Filmen Ziel von Anschlägen werden. Wie die Veranstaltung am Sonntag abend im Sputnik Wedding gezeigt hat, gehen sie die geforderte Auseinandersetzung nur formal ein, ducken sich aber faktisch weiter hinter das stets wohlfeile Argument der Zensur, wenn ihre Praxis der Filmauswahl in Frage gestellt ist.

Die GegnerInnen des Films „Terror 2000“ wollten an diesem Abend diskutieren, aber die KinobetreiberInnen fegten auch das hartnäckigste Bohren, wo denn für sie die Grenze dessen liege, was gezeigt werden darf, als angebliche Polemik vom Tisch.

Zwischen dem Recht auf freie Meinungsäußerung und Information und dem auf Schutz vor Demütigungen und Verletzungen abzuwägen, ist in jedem Prozeß von Kommunikation eine schwierige Entscheidung. Aber darüber wollten die KinomacherInnen gar nicht reden. Statt dessen kam der sattsam bekannte Vorwurf der kleinbürgerlichen Spießigkeit gegen diejenigen, die sich gegen die Verharmlosung und Verherrlichung von sexistischer Gewalt wenden. Das ist auf der gleichen Ebene wie der Vorwurf der „Prüderie“ gegen Frauen, die sich nicht beliebig antatschen lassen.

Übrig bleibt nach dieser Veranstaltung, daß, wer ein Kino hat, zeigen darf, was er/sie will, genauso wie diejenigen, die eine Zeitung haben, offenbar schreiben dürfen, was sie wollen. Wer das in Frage stellt, übt Zensur.

Aber wer sich gegen die Gewalt sexistischer Propaganda zur Wehr setzt, hat sich an demokratische Spielregeln und an die „bürgerlichen Umgangsformen“ zu halten, wie Wiglaf Droste im erstaunlichen Schulterschluß mit Christiane Peitz vom Podium herunter einforderte. Wie die aussehen, bleibt unklar, wenn selbst unsere Zeitungsanzeige, die zur Meinungsäußerung auffordert, mit faschistischen Methoden verglichen wird.

Die Selbstherrlichkeit derjenigen, die über den Zugriff auf meinungsmachende Medien verfügen und von dieser Autorität in jedem Konflikt hemmungslos Gebrauch machen, kann nicht akzeptiert werden. Wenn die Off- Kinos sich als Institution innerhalb eines gesellschaftskritischen Diskurses verstehen, dann müssen sie sich der Forderung nach einer öffentlichen Auseinandersetzung über ihren Gewaltbegriff und über ihre Filmauswahl stellen und dabei auch wirklich Position beziehen. Da sie über die Möglichkeiten dazu verfügen, haben sie die Verpflichtung, den Diskussionsprozeß von sich aus rechtzeitig zu organisieren und nicht auf den nächsten Anschlag zu warten, um dann empört den Konsens der Demokraten zu beschwören. Antisexistisches Bündnis

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