: Vorspiel für den Mann
KOMMENTAR
Vorspiel für den Mann
Manchmal sind Manager, Metaller und männliche Politiker einfach glücklich. Gestern, zum Beispiel. Hanseatisch unterkühlt, mit nicht allzu großen Worten, dafür mit Kaiser-Geburtstags- Wetter und mancher Träne im Knopfloch feierten die Luftfahrtindustrie und ihre politischen Subventionsfreunde aus Brüssel, Bonn und Hamburg das Roll-Out eines weißen Blechmonsters.
Sollten Frauen unter den LeserInnen dieses Kommentars sein: Sorry, da kommt ihr nicht mit! Wer noch nie ein Matchboxauto gestreichelt, einen Märklinbahnschalter bedient oder einen Mercedes-Zündschlüssel kaum spürbar hat vibrieren fühlen, der kann nicht ermessen, was in der 3000köpfigen Männerschar gestern wirklich vorging: Da rollt es! Da steht es! Bald wird es fliegen! Wir haben es gebaut, subventioniert, durchgesetzt, auf den Weg gebracht! Sage nur einer, Männer verstünden nichts vom Vorspiel! Gestern flog das Ding ja noch nicht einmal. Es rollte bloß ein bißchen raus. Und doch waren 3000 gekommen.
Wer mag an einem solchen Tag männlichen Glücks mäkeln? Ist nicht alles prima? Bringt das Ding nicht Arbeitsplätze für Hamburg, Ferienglück in Mallorca und weniger Abgase als ältere Maschinen? Ist nicht sogar die Marktwirtschaft dabei, wenigstens dieses eine herbeisubventionierte Kind mal gnädig in seine Arme zu schließen?
Kleine Fragen bleiben: Ist diese monströse Machtdemonstration männlicher Maschinenträume wirklich das Gelbe vom Ei? Und wenn ja, von welchem? Lohnen sich Süderelbzerstörung, immer neue städtische Infrastrukturausgaben, eine eigene Airbustrasse und die stattlich-staatliche Subvention der zivilen Luftfahrt? Sind Verkehrsflugzeuge dieser Art wirklich Zukunftstechnologie oder nicht doch Fortbewegungssteinzeit? Liegt Hamburgs Produktionszukunft wirklich in Mammutbetrieben nach Muster der Deutschen Airbus?
Lassen wir die Fragezeichen! Loben wir Henning Voscherau: Wenn der große weiße Otto am 15.März tatsächlich aufsteigt, mutiert der Ankündigungsbürgermeister mal für ein paar Augenblicke zum erfolgreichen Macher. Wir Männer wissen, wie einem dabei zu Mute ist: Mann, macht das Spaß! Florian Marten
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