: Keine anonymen HO-Märkte
■ Plattform Marzahn diskutiert Nahversorgungszentren / Treuhandanstalt konterkariert Planungen / Konflikte zwischen Investoren und Planungsämtern
Marzahn. In Marzahn gibt es Probleme bei der Planung von Nahversorgungszentren. Zwar existieren „präzise Vorstellungen von den Standorten und es gibt Verabredungen mit möglichen Investoren“, wie Baustadtrat Achim Wegeleben auf der 16. Runde der „Plattform Marzahn“ erklärte. Aber für Standorte am Helene- Weigel-Platz, im Bereich der Mehrower Allee oder in Marzahn- Ost „sind wir erst in Beratungen oder suchen noch nach Entwicklungsträgern“, räumte er ein. Zum Entwicklungsgebiet Biesdorf gebe es zudem Vorbehalte der Anwohner. Lediglich beim Ausbau des Hauptzentrums „Marzahner Promenade“ komme man gut voran. Noch 1993 soll ein städtebaulicher Wettbewerb ausgelobt werden, der die Leitlinien des Strukturkonzepts festlegt. Baubeginn wird 1994 sein, sagte Wegeleben.
Einerseits gestaltet sich die Suche nach Bauträgern für Stadtrandgebiete darum so schwierig, weil durch bereits getätigte Immobilienverkäufe der Treuhandanstalt die Planungen des Bezirks sowie interessierter Investoren beschnitten werden. „Dem späteren Bauherrn wird so die Chance genommen, sein bauliches Konzept für Läden, Büros und andere Dienstleistungen in Gänze zu realisieren“, sagte der Sprecher der Immobiliengruppe Contibau, Schiwitz. Andererseits gibt es Konflikte zwischen den Begehrlichkeiten der Investoren zur Gestaltung der Nahversorgungszentren und den Interessen des Stadtplanungsamtes. „Wir wollen in Marzahn keine anonymen Verkaufshallen, sondern Orte, wo sich das alltägliche Leben abspielen kann“, sagte Cornelia Ramin vom Marzahner Stadtplanungsamt. Bei den Bauvorhaben werde deshalb auf die Planung der Baukörper und der öffentlichen Räume geachtet.
Modelle für zeitaufwendige, aber gelungene Verfahren zwischen Investoren und dem Stadtplanungsamt Marzahn gibt es im Bezirk bereits. Die Planungen der Gruppe Leinberger/Hesterberg (Hamburg) an der „Geißenweide“ für ein Nahversorgungszentrum für rund 100 Millionen Mark haben sich nach zahlreichen Überarbeitungen und Abstimmungen zu einem Entwurf destilliert, der mit großstädtischer Architektur eine Abfolge von Plätzen beschreibt. Gleichzeitig legte die Deutsch- Deutsch-Consulting GmbH aus Frankfurt/M. (DDC) Pläne für ein Einkaufszentrum im „Akaziengrund“ vor, die in Verabredung mit dem Stadtplanungsamt weiterverfolgt werden. Hier soll ein städtischer Aufenthaltsort mit Treppenanlagen und öffentlich nutzbarer Infrastruktur entstehen, der, zwar etwas kleinstädtisch konzipiert, zu einer Verbesserung der Wohnqualität inmitten der Plattenbauten beiträgt. Insgesamt jedoch wirke der Entwurf noch zu „verkaufslastig“, sagte Ramin. Im ungleichen Kampf der Konflikte zwischen Investor und Stadtplanung müßten darum die Stadtplanungsämter mit exakten Vorgaben die Interessen der Investoren einzuschränken suchen. Rolf Lautenschläger
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