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Immer noch Vollgas

■ Umweltprotest auf dem 63. Autosalon in Genf/ Neue Modelle, alte Krise

Genf/Berlin (dpa/taz) – VW- Chef Piech erhielt gestern stinkende Post. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat dem Porsche-Fanatiker eine tote Ente ins Büro geschickt: ein Mahnmal gegen die wachsende Ölverschmutzung der Nordsee. Mitverantwortlich dafür sei die Automobilindustrie.

Tote Vögel aber auch in Genf, wo der Schweizer Bundesrat Ogi den 63. Internationalen Automobilsalon eröffnen wollte. Der Regierungsmann wurde gestört von ölverschmiertem Gefieder vor den Toren der Ausstellung – und von einem Report der Umeltschutzorganisation, die nachrechnet, daß nach wie vor der Autoverkehr Hauptursache des Kilmawandels und der Luftverschmutzung sei. Jeder verbrannte Liter Erdöl beispielsweise setze 2,3 Kilogramm Kohlendioxid in die Atmosphäre frei.

Gut 300 Aussteller aus 30 Ländern zeigen in Genf bis zum 14. März mehr als 40 Welt- oder europäische Neuheiten. Gerade in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten bleibe der Genfer Salon für die großen Konstrukteure wichtig, was die zahlreichen neuen Kleinwagen oder Modelle der mittleren und der höheren Klasse belegten, heißt es. Pläne für drastisch energiesparende Motoren, die längst fertig sind, blieben nach Informationen der Greenpeace-Kampagne mal wieder in der Schublade liegen. Längst sei es nämlich möglich, Personenwagen zu bauen, die mit nur 2,5 Liter Treibstoff 100 Kilometer weit fahren können. An ihrer neusten wirtschaftlichen Krise seien die Automobilfabrikanten denn auch weitgehend selbst schuld; trotz „grüner Rhetorik“, so das Argument von Greenpeace, werde am Zukunftsmarkt vorbei auf Verschwendung und starke Motoren gesetzt. In einem Zelt vor der Ausstellungshalle sind immerhin die neusten Solar- und Elektro-Mobile zu betrachten. Die Organisatoren des Salons rechnen mit etwa 600.000 Besuchern. Schon jetzt steht für sie fest, daß die weitaus größere Attraktion als die Ökoexoten am Rande jene sieben alten Rennwagen sind, die 1966 am Autorennen „CanAm Challenge Cup“ teilgenommen haben. nh

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