Chaos in der Weiterbildung

■ 85 Prozent aller Umschulungsmaßnahmen werden ersatzlos gestrichen

werden ersatzlos gestrichen

Den Trägern beruflicher Fortbildungs- und Umschulungsmaßnahmen (F+U) droht der Kollaps. 85 Prozent der Weiterqualifikationsmaßnahmen sind wegen der Bonner Rotstift-Politik in Frage gestellt. 600 Lehrer stehen vor ihrer Entlassung. Das ergab gestern eine Anhörung im Fortbildungs-Ausschuß des Arbeitsamtes. ÖTV-Vizechef Wolfgang Roose: „Schon jetzt gibt es die ersten Entlassungen.“

138 Millionen Mark hatte das Arbeitsamt 1992 zur Bewilligung von beruflichen Qualifikationsmaßnahmen von der Bundesanstalt für Arbeit zur Verfügung gestellt bekommen. Nach den Kürzungen im ABM-Bereich kürzte die Bundesanstalt nun auch diesen Etat um 25 Prozent auf 103 Millionen Mark.

Damit nicht genug: In den vergangenen Jahren schlugen mehrjährige Fortbildungskurse im Jahresetat nur anteilig zu Buche. Im Klartext: Begann 1992 eine zweijährige Umschulung für 50000 Mark, wurde nur die Hälfte auf den 92er- Etat angerechnet. Roose: „Das führte dazu, daß eine riesige Bugwelle entstanden ist.“ Ab 1. Januar 1993 werden auch alle laufenden Maßnahmen auf das Bewilligungsvolumen angerechnet. Das heißt: In diesem Jahr stehen für F+U-Maßnahmen nur 15 Millionen Mark zur Verfügung — zehn Prozent des Vorjahresvolumens.

Die Folgen sind fatal: Die „Grone-Schule“ muß etwa 85 Prozent ihrer Maßnahmen einstellen. Roose: „Die Rackow-Schule und Facharbeiterausbildung stürzen im Herbst ganz ab.“ Überdies muß die

1„Stiftung Berufliche Bildung“ 75 Kurse für Jugendliche ohne Schulabschluß abblasen, das DGB-Berufsfortbildungswerk 100 Oualifikationsmaßnahmen zur Integration straffälliger Jugendlicher streichen. Roose kündigt Widerstand an: „Einer solchen Politik, die jeglichen Maßstab für soziale Gerechtigkeit gegenüber den betroffenen Menschen vermissen läßt und gleichzeitig mit politischen Brandsätzen das schwelende rechtsextremistische Feuer schürt, muß entgegengetreten werden.“ Kai von Appen