: Karo-Viertel: zwei Schritte zurück, einen vor
■ Steg: "Lösung für Roma-Klub in Sicht" / Aber warum eigentlich darf der Roma-Klub nicht selber Mieter werden?
in Sicht« / Aber warum eigentlich darf der Roma-Klub nicht selbst Mieter werden?
Es rührt sich was bei der Stadtentwicklungsgesellschaft (Steg): Nachdem sie erst mit einem fragwürdigen „Gutachten“ zur Situation der Roma im Karolinenviertel eine heftige Diskussion um Rassismus und Vertreibung Nicht-Deutscher entfachte und zugleich dem Roma-Verein Klub Negotin Krajina die Räume in der Glashüttenstraße 99 kündigte, signalisiert eine Pressemitteilung jetzt erst einmal Entspannung.
Eine breite Diskussion um brauchbare Ausweichquartiere für den Klub hatte in der vergangenen Woche nur schlechte Alternativen aufgezeigt — nun aber fällt der Stadtentwicklungsgesellschaft ein, daß es ja in der Marktstraße 24 die Altentagesstätte des Roten Kreuzes gibt. Und die wird frei, und da könnten doch die Roma... — aber höchstens für zwei Jahre!
Immerhin: Der lange Atem und die Entschlossenheit, mit denen Roma und Anwohner des Karo- Viertels gemeinsam eine brauchbare Lösung des Raumproblems gefordert hatten, scheinen jetzt Erfolg zu zeigen: Wenn es tatsächlich zur Unterzeichnung eines Vertrages kommen sollte, stünde den Roma ein Quartier zur Verfügung, das endlich einmal kein Keller, kein schmuddeliges Abbruchhaus wäre. Und vor allem: Sie wären einstweilen nicht — wie dies früher von der Steg geplant war — an den Rand des Stadtteils gedrängt, denn die Altentagesstätte liegt mitten im Viertel.
Bei näherem Hinsehen stellen sich allerdings neue Fragen: Warum soll nach Vorstellungen der Steg die Initiativgemeinschaft Karoline Mieterin werden und nicht der Roma-Klub selbst? Und ob die Firma Steg während des zweijährigen Moratoriums auch wirklich eine dauerhafte Lösung für die Unterbringung der Roma anstreben wird — nach den Erfahrungen der letzten Zeit bleibt Skepsis.
Wenn sich der jetzt aus dem Hut gezauberte Lösungsvorschlag tatsächlich verwirklichen läßt,
wäre das momentan drängendste Problem fürs erste bewältigt — der Klub Roma hätte sonst jederzeit
auf die Straße gesetzt werden können. Aber während sich die Steg in ihrer Pressemitteilung verbal auf die Schulter klopft und rühmt, „sehr schnell Nägel mit Köpfen“ gemacht zu haben, liegt das völlig indiskutable Steg-Papier voller rassistischer Positionen und ausländerfeindlicher Thesen zur Lösung des „Roma-Problems“ mittels Zuzugsstopp noch immer auf dem Tisch.
Außerdem: Was wird denn wohl konkret im Mietvertrag drinstehen? Es bedarf, so scheint es, erst noch weiterer Resonanz und Kritik in der lokalen und bundesweiten Öffentlichkeit, bis der Bericht endlich zurückgezogen wird.
Kay Dohnke
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