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Clownin mit Harfe

■ Deborah Henson Conant mit der Jazz-Harfe lustig im KITO

Bass, Percussion und bitte was? Die Amerikanerin Deborah Henson Conat zeigte am Sonntag abend im KITO, daß die Harfe auch im Jazz ein durchaus ernstzunehmendes Instrument sein kann.

Die Bluesfreundin Conant hatte sich von den Eltern eigendlich eine ganz normale Mundharmonika (engl. „blues harp“) gewünscht, war aber mit einer sündhaft teuren Harfe (engl.“harp“) beschenkt worden.

Schon vor Konzertbeginn wurde eine Stärke der Kalifornierin deutlich: die ungezwungene Kommunikation mit dem Publikum. Gleich die Hingabe der Conant beim Stimmen wurde mit freundlicher Ironie beklatscht. Daß das Konzert jedoch aus mehr als Clownerie bestand, wurde bereits mit den ersten Stücken deutlich.

Ein feuriges Latino-Thema eröffnete den Set, und die energische Jazz-Harfinistin mit dem markanten Profil, souverän unterstützt von Wolfgang Diekmann am Bass und dem schottischen Percussionisten Davey Tullock, zeigte gleich, was in ihr steckt: Sie streichelt die Saiten, slapped sie, reißt an ihnen, daß es einem Angst und Bange um das teure Instrument werden kann.

Das überreichlich geheizte KITO ist ideal für die Amerikanerin, auf Tuchfühlung mit dem begeisterten Publikum rast sie durch die verschiedensten Stile. Mid- Tempo Blues, kriminesker Shuffle, ein Hauch Klassik, Mariachi; Mosaiksteine eines bewegten Lebens auf Reisen, mit intellektuellem Witz und in ausgezeichnetem Deutsch von ihr kommentiert.

Spielerisch wurde das komplexe Material der neuen CD „Budapest“, eine Homage an die Donaumetropole, mit Jazz-Standards wie „Take Five“ gemischt. Neben dem schwerer verdaulichen eigenen Material streute die routinierte Entertainerin genug bekannte Köder, die das Publikum begeistert aufgriff.

Die Harfe funktionierte als Jazz-Instrument, mal gitaresk, mal wie ein Piano eingesetzt. Lediglich bei Ausflügen in den Funk zeigten sich ihre Grenzen. Doch auch bei den schwächeren Stücken, wie den zu sehr ins triviale abgleitenden Zugaben inklusive überflüssigem Mitklatsch-Ritual, sorgte die Spielfreude und die handwerkliche Qualität der drei brillianten MusikerInnen für ein kurzweiliges, aber nie seichtes Konzert.

Und das alles, weil die Eltern damals nicht richtig hingehört hatten.

L.R.

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