: Windeln nerven Pinnebergs Müllsortierer
■ Abfallsortieranlage geht morgen in Dauerbetrieb / 4000 Tonnen Verpackungen jährlich / Die Sorgen der Entsorger
geht morgen in Dauerbetrieb / 4000 Tonnen Verpackungen jährlich / Die Sorgen der Entsorger
Tausend Müllsäcke stapeln sich in der Halle der Tornescher Abfallsortieranlage. Hier wird der Verpackungsmüll von 270000 PinnebergerInnen in wiederverwertbare Fraktionen getrennt. Seit Januar sind alle 115000 Haushalte des Kreises mit gelben Wertstoffsäcken ausgerüstet, die die Müllabfuhr alle zwei Wochen abholt. Doch die Sortieranlage lief bisher nur mit halber Kraft: Probebetrieb. Ab morgen soll sich die Lagerhalle der gemeinnützigen Abfallbeseitigungsgesellschaft (GAB) wieder leeren. Die Anlage wird mit Volldampf den Dauerbetrieb aufnehmen.
Rund 850000 Mark hat die GAB in den vergangenen Monaten in die technische Nachrüstung der einstigen Gewerbemüll-Sortieranlage gesteckt. Mehrere Kreissägen, die die Abfallsäcke aufschneiden, wurden am Anfang des Müll-Förderbandes installiert. Neue Rotationstrommeln und Magnetabscheider sollen eine weitgehende Trennung des Verpackungsgemisches ermöglichen. Die Feinarbeit aber wird per Hand gemacht. Ein Dutzend MitarbeiterInnen der Sortieranlage pflücken Kunststofffolien, Plastikbecher und Getränketüten vom Band, lassen sie in verschiedene Container wandern. Acht Verpackungstypen werden so voneinander getrennt und am Ende jeweils zu quadratischen Ballen verpreßt.
Nach den ersten zwei Sammelmonaten ziehen die Pinneberger Müllsortierer eine positive Bilanz: Die Erfassungsmengen übersteigen schon nach kurzer Anlaufzeit alle Prognosen. Statt der erwarteten 260 Tonnen karrten die Müllfahrzeuge im Februar bereits 372 Tonnen Verpackungsabfall nach Tornesch. Doch auch das sind gerade mal rund sechs Prozent des gesamten Pinneberger Hausmülls.
Besonders auffällig: In ländlichen Gegenden sind die Sammelergebnisse besser als in den städtischen. Die Tornescher SortiererInnen führen diese Tendenz auf Probleme der Unterbringung des ungewohnten Zusatzsacks in kleineren Etagenwohnungen zurück. Deshalb wird geprüft, ob sich durch zusätzliche Wertstoff-Container die Erfassungsquote in Mehrgeschoß- Siedlungen steigern läßt.
Doch es gibt noch weitere Probleme. Viele BürgerInnen benutzen die gelben Säcke zur universellen Müllentsorgung. Neben Leichtverpackungen landen auch Blechtöpfe, Kartoffelschalen und abgetragene Kleider in der Wertstoffsammlung. Selbst Reisetaschen und Babywindeln wurden von den Abfallsortierern schon in den nahezu durchsichtigen Säcken gesichtet. „Wenn dieser Mißbrauch weiter zunimmt, lassen wir solche Säcke mit den entsprechenden Hinweisen einfach am Straßenrand stehen“, kündigt das Amt für Abfallentsorgung rigorose Maßnahmen an.
Besonders verwirrend: Nicht alle Verpackungen, die ein Grüner Punkt ziert, gehören in den Wertstoffsack. Einwegflaschen sollen in die Glassammlung, Cornflakes-Kartons und Pralinenschachteln in die Altpapiersammlung. Sie lassen sich nur mit großem Aufwand wieder aus dem Leichtstoffgemisch herausfiltern.
Zudem machen sich die professionellen Abfallentsorger Sorgen ums Stadtbild. Denn statt am Abholtag in aller Frühe (bis 6.30 Uhr) stellen viele BürgerInnen ihre gelben Wertstoffsäcke schon Tage vorher oder Stunden zu spät auf die Straße. Und anders als der Hausmüll wird der Verpackungsabfall in Pinneberg und Elmshorn nicht direkt vom Grundstück abgeholt: Er gehört vor, nicht hinter den Gartenzaun. Marco Carini
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