Talfahrt in die Miesen

■ Philips: 2500 Entlassungen, rote Zahlen und schlechte Aussichten

: 2500 Entlassungen, rote Zahlen und schlechte Aussichten

Trotz Massenentlassungen und Rationalisierungen droht dem Elektromulti Philips ein weiterer Kahlschlag: Nach den Vorjahresverlusten sind nach Auffassung des Hamburger Philips-Chefs Manfred Schmidt erneut drastische Einsparungen und Rationalisierungen notwendig. Genaues weiß Gesamtbetriebsrat Rüdiger Jost noch nicht: „Wen es trifft und wo es trifft, können wir noch nicht sagen.“

Früher gehörte Philips zu den erfolgreichsten Elektromultis der Welt. Doch seit einigen Jahren ist der holländische Gigant ins Taumeln geraten. So schreibt die Eindhoover Jahresbilanz für 1992 rote Zahlen von 900 Millionen Gulden, weitere 1,2 Milliarden Gulden muß der Konzern für Umstrukturierungsmaßnahmen (Marktanpassung, EG-Binnenmarkt) bereitstellen. Und auch die Deutschlandzentrale kann keine optimistischen Zahlen präsentieren. Machte Philips 1991 noch 464 Millionen Mark Gewinn, betrug 1992 der Verlust 132 Millionen Mark. Tendenz: Fallend!

Hauptproblem ist der Zusammenbruch des Unterhaltungselektronikmarktes. In diesem Bereich, der fast 50 Prozent des bundesdeutschen Philips-Umsatzes ausmacht, herrscht ein ruinöser Konkurrenzkampf, der laut Schmidt dazu führte, daß Überkapazitäten und volle Läger auf die Preise drückten und sie purzeln ließen. In diesem Jahr sollen deshalb 2500 Arbeitsplätze abgebaut werden. Darin ist noch nicht der deutsche Anteil an den 15000 Arbeitsplätzen enthalten, die nach Order von Eindhooven-Boß Jan D. Timmer weltweit abgebaut werden sollen.

Vom Tisch sind offenkundig Pläne, die deutsche Konzernzentrale zu liquidieren und Philips europaweit von Holland aus zu leiten. Entsprechende Planspiele kursierten vor zwei Jahren im Anton- Philips-Haus am Hamburger Steindamm. Jost: „Schon aus steuerlichen Gründen wird eine nationale Organisation erhalten bleiben, eine zentrale Leitung ist ohne weiteres nicht möglich.“ Doch paßt sich auch Philips dem EG-Binnenmarkt an: Hätten früher die nationalen Bosse gehustet, wäre in Eindhooven einiges umgefallen. Heute reduziere sich die Managementaufgabe auf die nationale Verwaltung, die Bosse hätten nur die Direktiven auszuführen. Jost: „Und wenn sie nicht ausführen, dann werden sie ausgeführt.“ Im Klartext: Gefeuert! Kai von Appen