: SPD-Ost zum Landesvorstand: „Eine von uns, einer per fax?
■ Kandidatenduell / Kunick: SPD „farblos“ / 106:67 für Pensky
Die beiden KandidatInnen für den Landesvorsitz der SPD, Konrad Kunick und Angelika Pensky, stellen sich in diesen Wochen in den Ortsvereinen und Unterbezirken den Fragen der Delegierten ihrer Partei. Während in Bremen- Nord Kunick eine Mehrheit von 65 gegen 37 Stimmen für Pensky erhielt, war es in dem Unterbezirk Ost am Montag abend umgekehrt: 106 Sympathie-Stimmen erhielt Angelika Pensky, 67 Kunick.
Schonungslos ging am Montag Kandidat Kunick mit seiner Partei ins Gericht: Das Wahlergebnis in Bremen wäre nicht besser als das in Hessen, wenn hier gewählt worden wäre. Es müsse sich etwas ändern, „wenn wir nicht im freien Fall abstürzen wollen“, „sozialpolitische Kommunalpolitik dümpelt farblos vor sich hin“.
Daher erhebe er „den Führungsanspruch in der Landesorganisation Bremen“. Die SPD, so erklärte er, drohe zu zerreißen zwischen den „Gruppenbedürfnissen unserer Stammwählerschaft und den Wünschen der Modernisierungsgewinner“. Und: „Wir Sozialdemokraten brauchen einen Stimmungsumschwung.“ Seine Utopie ging bis hin zu der Formulierung, man müsse wieder „Lachse in der Weser“ angeln können „wie im Mittelalter“.
Kunick kommt aus dem Bremer Westen, im Osten mußte er sich harsche Kritik gefallen lassen. Die vielbeschworene Erneuerung habe „noch nirgends stattgefunden“, meinte die Delegierte Hövelmann, eine Wahl des Alt-Senators Kunick — „das wäre für mich der Schlußstrich“. Die Delegierte Christa Verhaeg spielte auf Kunicks Bundestags-Ambitionen an und erklärte: „Wir brauchen niemanden, der mit einem Bein in Bonn steht.“ Per Telefon und Telefax, versicherte Kunick, wolle er in den Sitzungswochen des Bundestages die Bremer Landesorganisation leiten.
Angelika Pensky, „jemand von uns“ (Verhaeg), hatte in ihrem Unterbezirk die Sympathien auf ihrer Seite. Gegen Berufspolitikertum, Politikverdrossenheit und Versorgungsmentalität müsse ein „Sprung nach vorn“ gewagt werden, sagte sie: „Ich möchte als berufstätige Frau kandidieren.“ Sie wolle durch ihre Kandidatur der Partei die „Wahl zwischen einem auslaufenden Politik-Modell und einem Erneuerungsversuch“ geben. Die SPD müsse aus der „Umklammerung durch den Öffentlichen Dienst“ befreit werden.
Am Mittwoch wird der Unterbezirk West über die Kandidaten abstimmen, am kommenden Dienst der UB Bremerhaven. Verbindlich gewählt wird auf dem Landesparteitag am 20. März. K.W.
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