Mit Leo Kirch auf du und du
: Seltsame Besetzung

■ Costa Rica: Ex-Contra und Diplomat kidnappt sich selbst

Managua (taz) – Ex-Contras aus Nicaragua halten den ehemaligen Contra-Chef Alfonso Robelo als Geisel, um die nicaraguanische Regierung zum Kurswechsel zu zwingen. Drei schwer bewaffnete Männer besetzten Montag nachmittag die nicaraguanische Botschaft in Costa Rica, wo sie den zum Botschafter gewandelten Alfonso Robelo und weitere 18 Personen als Geiseln nahmen.

Lange Zeit herrschte Unklarheit über Identität und Motive der Geiselnehmer. Dann gab sich der Chef des Kommandos gegenüber einem Journalisten in Costa Rica als José Urbina Lara zu erkennen – ein Mann, der vor fast acht Jahren Schlagzeilen gemacht hatte, als er in der costaricanischen Botschaft in Nicaragua um Asyl ansuchte, um dem Wehrdienst zu entgehen. Im Exil schloß er sich später den antisandinistischen Contras an. Der heutige Botschafter Alfonso Robelo war damals einer der politischen Contra-Führer in Costa Rica.

Inoffiziellen Meldungen zufolge verlangen die Geiselnehmer, daß die nicaraguanische Regierung von Violeta Chamorro in Managua auf die von der Rechtsopposition gestellten Forderungen eingeht, allen voran die Ablösung von Armeechef Humberto Ortega und Präsidialminister Antonio Lacayo, der eine taktische Allianz mit den linksoppositionellen Sandinisten eingegangen ist. Außerdem wollen sie nach Nicaragua ausgeflogen werden. Eine Großkundgebung des Rechtsbündnisses Uno am 28. Februar hatte weit weniger Menschen als von den Veranstaltern erhofft auf die Straße gebracht.

Ob die Geiselnahme in San José eine mit den Rechten abgesprochene Publicity-Aktion oder die Tat eines Spinners ist, muß sich erst erweisen. Alfonso Robelo jedenfalls, der sich in Costa Rica als Geschäftsmann etabliert hat, teilt die Positionen der Uno und damit seiner Kidnapper. Deswegen schließen manche Beobachter nicht aus, daß die Besetzung mit dem Botschafter abgesprochen war. Gegen Mitternacht nahm ein Krisenstab der costaricanischen Regierung mit den Geiselnehmern Kontakt auf, und auf dem Flughafen wurde eine Maschine des Sicherheitsdienstes in Bereitschaft versetzt. Ralf Leonhard