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Krieg nicht hier fortsetzen

■ Kirchen für Verständigung zwischen Serben, Kroaten und Muslimen

Berlin. „Betroffenheit, Trauer und Angst“ hat die Leitung der serbisch-orthodoxen Gemeinde nach dem Brandanschlag auf ihre Kirche in Wedding geäußert. Zugleich sprach sie sich in einem Appell „an alle Menschen guten Glaubens“ dafür aus, „gemeinsam dafür einzutreten, daß die Gewalt ein Ende nimmt und uns in Berlin ein friedliches Zusammenleben erhalten bleibt“.

Die Erklärung wurde gestern bei einem vom Ökumenischen Rat Berlin veranstalteten Treffen vorgestellt, an der auch Vertreter der Kroatischen Katholischen Mission und der Bosnischen Muslimischen Gemeinde teilnahmen. Die serbische Kirchenleitung distanzierte sich zudem von einer Stellungnahme eines Gemeindemitgliedes, in der die Schuld an dem Brandanschlag kroatischen Gruppen zugewiesen worden war. Allerdings habe man bereits im vergangenen Jahr Schmierereien an dem Kirchengebäude bemerkt, bei denen das „U“ der rechtsextremistischen kroatischen Ustascha verwendet worden sei.

„Wir wollen die Emotionen begrenzen. Der Krieg darf nicht hier in Berlin fortgesetzt werden“, sagte der Geschäftsführer des Ökumenischen Rates, Pfarrer Christfried Berger. Auf dem Wege der Verständigung zwischen den Gemeinden der drei großen ex-jugoslawischen Konfessionen seien bislang gute Erfahrungen gemacht und gewaltsame Konflikte vermieden worden. Zusammenarbeit habe es vor allem bei interreligiösen Gebeten und bei der Vorbereitung von Hilfssendungen ins bosnische Kriegsgebiet gegeben. Für März sind weitere gemeinsame Gebetstreffen geplant.

Zugleich wurden aber tiefgehende Ressentiments zwischen der kroatischen sowie der muslimischen Gemeinde einerseits und der serbisch-orthodoxen Gemeinde deutlich und heftige Vorwürfe gegen die serbische Seite geäußert. Erst nach dem Ende des Krieges in Bosnien sei eine wirkliche Zusammenarbeit mit der Serbisch-Orthodoxen Gemeinde möglich, sagten sowohl kroatische Katholiken als auch Muslime.

Am vergangenen Sonnabend hatte ein Brandsatz das Eingangstor der serbisch-orthodoxen Kirche in der Ruppiner Straße 28 beschädigt. Die Polizei geht von vorsätzlicher Brandstiftung aus, der Staatsschutz ermittelt. ADN

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