: Bekommt die Gauck-Behörde Konkurrenz?
■ Senatsverwaltung für Kultur strich Gelder für die Forschungs- und Gedenkstätte „Antistalinistische Aktion“/ ASTAK und Gauck-Behörde angeblich identisch
Berlin. Die Senatsverwaltung für Kultur hat der Forschungs- und Gedenkstätte „Antistalinistische Aktion“ (ASTAK) den Geldhahn zugedreht. Im ASTAK-Museum mit Sitz in der ehemaligen Stasi- Zentrale in der Ruschestraße werden Ausstellungen zur DDR- und Stasi-Geschichte gezeigt, in Diskussionen versucht, die DDR-Vergangenheit aufzuarbeiten. Der 1990 gegründete Verein will über die Struktur des MfS informieren sowie über Gespräche mit Opfern von Stasi-Repressionen dieses düstere Geschichtskapitel auch emotional nachvollziehbar machen. Die Einrichtung geht auf einen Beschluß des Zentralen Runden Tisches vom Januar 1990 zurück. Bislang wurde die ASTAK über Spenden und projektgebundene Fördermittel finanziert.
Das Berliner Abgeordnetenhaus hatte im September 1992 den Senat beauftragt, die ASTAK zu unterstützen. Dafür muß der Verein bis April ein Konzept über seine Arbeit vorlegen. Zusätzliche Mittel für den Kultursenator, in dessen Kompetenz die Gedenkstätte fällt, wurden nicht bewilligt.
Nach dem Parlamentsbeschluß erhielt die ASTAK für November und Dezember 1992 60.000 Mark. Die für die ersten vier Monate des neuen Jahres zugesagten 182.000 Mark stehen noch aus. In der auf eine parlamentarische Anfrage zurückgehenden Begründung hieß es, die ASTAK habe noch kein Konzept vorgelegt, und „ihre selbstdefinierte Aufgabenstellung“ sei mit der Arbeit der neugegründeten Abteilung Forschung und Bildung beim Bundesbeauftragten für Stasi-Unterlagen „weitgehend identisch“.
ASTAK-Geschäftsführer Jörg Drieselmann befürchtet nun ein Aushebeln des Parlamentsbeschlusses. Unverständlich ist für ihn, daß in der Begründung für die gesperrten Gelder auf das ausstehende Konzept gepocht wird. Er wolle kein „windiges Papier“ vorlegen, den Termin aber halten. Eine Identität der Arbeit von ASTAK und Gauck-Behörde bestreitet er. Zwar sei eine Kooperation mit „Gauck“ angedacht, doch könne diese staatliche Instanz nicht das vermitteln, was Stasi-Betroffene „gefühlsmäßig rüberbringen“ können.
Der für Berliner Gedenkstätten zuständige Referatsleiter in der Senatskulturverwaltung, Richard Dahlheim, sieht dagegen sehr wohl bei beiden Stasi-Aufarbeitungs- Gremien identische Aufgaben und lehnt eine Doppelfinanzierung ab. Zwar erhalte die Gauck-Behörde die Mittel vom Bund, doch das Geld für die ASTAK müsse aus dem strapazierten Landesetat genommen werden. Wenn die ASTAK jetzt ein „Konzept mit scharfem eigenen Profil“ vorlege, müßte nach Mitteln gesucht werden, was Dahlheim aber bezweifelte. Seine Lösung: Von den 60 Stellen der Forschungsabteilung in der Gauck-Behörde sollten einige an die ASTAK abgegeben werden.
Daß die Gauck-Behörde dem Deal zustimmt, ist kaum zu erwarten. Dort übt man sich in Zurückhaltung und zieht sich auf den gesetzlichen Auftrag zurück. Die Vorgabe, zusätzlich ein Dokumentations- und Ausstellungszentrum einzurichten, werde durch die Abteilung Bildung und Forschung in Angriff genommen, hieß es in einer trockenen Presseinformation von Hansjörg Geiger von der Gauck-Behörde. Eine Zusammenarbeit mit der ASTAK wird nicht erwähnt. Dorit Knieling/ADN
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