: Wo liegt die Grenze zwischen Töten und Morden
■ betr.: "Tribunal für alle Kriegsverbrecher", taz vom 4.3.93
betr.: „Tribunal für alle Kriegsverbrecher“, Leserinnenbrief von Anette Philipps, taz vom 4.3.93
Unser geschickt drapierter moralischer Mantel der Empörung bringt's nicht mehr, wenn wir zugleich immer noch die „Idee des fairen Verhaltens der Soldaten im Kriege“ widerspruchslos gelten lassen.
Der Krieg in seiner heutigen Form hat den Charakter des „Kampfes von Mann gegen Mann“ endgültig verloren. Was nützt uns also die Idee, wenn nicht sie, sondern moderne Waffen alles entscheiden? Was nützt es uns, wenn nach Beendigung des blutigen Gemetzels auf dem Balkan besonders grausame Handlungen von Soldaten rückwirkend als strafwürdig geahndet werden? Wo liegt die Grenze zwischen Töten und Morden? Wer vermag das ohne Überheblichkeit und Anmaßung festzustellen?
Kriege in der heutigen Form und beim heutigen Stand der Technik – darüber muß sich die Weltmeinung endlich klar werden – darf es einfach nicht länger geben! Und auf Stimmen, die weiterhin Kriege als „geschichtliche Erscheinung“ anerkennen oder als „Akt menschlichen Verkehrs“ gelten lassen oder junge unerfahrene Menschen für sie begeistern wollen, dürfen wir nicht mehr hören. Wolfgang Schröder, Wahnbek
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen