: SPD: Zwei Stimmen Mehrheit für Parteichef Konrad Kunick
■ Heißes Rennen um SPD-Vorsitz / 95:93 im zweiten Wahlgang
Konrad Kunick ist neuer Vorsitzender der Bremer SPD. Von 192 Delegierten wählten ihn 95 auf dem Parteitag am Samstag in Bremerhaven, und nur zwei Stimmen weniger bekam Kandidatin Angelika Pensky. Vier Delegierte enthielten sich. Bis zuletzt schenkten sich die KandidatInnen keine Stimme. Kunick setzte auf Pathos, bot sich als „Schild und starker Arm für die Partei“ an und bekannte sich zu Wirtschaftswachstum und Milliradeninvestitionen: „Dazu muß man als Sozialdemokrat Ja sagen, sonst findet man sich unversehens in der Opposition wieder.“ Die SPD unter Kunick sei immer noch eine Partei „geschart um den Kern der Arbeitnehmer“.
Auch zur Hemelinger Marsch erklärte sich Kunick. „Wir müssen mehr machen, als alte Güterbahnhöfe von Gleisen befreien und dann daraus Gewerbeflächen machen.“ Auf Brachflächen könnten maximal Dienstleistungsbetriebe angesiedelt werden, „Produktion muß außerhalb der Stadtteile angesiedelt werden“. Sein Appell über die Ausweisung der Hemelinger Marsch: „Laßt uns nach zwei Erfolgen in der Koalition das Ding ein Stück verschieben.“
Angelika Pensky bot wacker Paroli. Mit einem rhetorischen Schwung, der selbst nahestehenden Genossen den Ausdruck von Überraschung ins Gesicht schrieb, zog sie gegen „Parteifilz“, „Versorgungsschacher“ und „Sachzwangpolitik“ ins Feld: „Die SPD darf sich nicht in der Rolle einer Koalitionspartei einrichten, es darf uns nicht reichen, die stärkste Fraktion zu stellen.“ Die Partei sei kein Hilfsorgan der Ampel, bei der „Denkverbot und politische Enthaltsamkeit“ herrschten.
Entsetzen, teilweise mitleidiges Lächeln löste ihre Forderung aus, daß eine künftige Landesvorsitzende Pensky nicht Mitglied im Koalitionsausschuß würde. „Nur so können wir verhindern, daß die Partei von vornherein in einen Rathauskompromiß eingebunden wird.“ Die SPD müssen sich aus der Umklammerung des Senats und der Fraktion befreien. Zu Hemelinger Marsch erklärte sie: „Wenn die Bevölkerung im Bremer Osten die Hemelinger Marsch ablehnt, dürfenm wir nicht nur mit den Schultern zucken. Wir müssen den Genossen in der Fraktion Korsettstangen einziehen.“
In einer ersten Stellungnahme zeigte sich Regierungschef Klaus Wedemeier zufrieden mit der Wahl. Kunick sei ein Garant dafür, daß die schwere Aufgabe, das Sanierungsprogramm für Bremen umzusetzen, von der Parteispitze konstruktiv begleitet werde. Außerdem ist Wedemeier überzeugt, daß der neue Vorsitzende die Bremer SPD aus dem Stimmungstief herausführen wird. Der neue Landesvorsitzende, so Wedemeier, sei ein Garant für die Aufgabe, das Sanierungsprogramm zur Stärkung des hochverschuldeten Bundesamtes umzusetzen.
Die Bremer SPDler wählten mit großer Mehrheit die ehemalige Juso-Vorsitzende Carmen Emigholz und Carsten Sieling als Beisitzer in den Landesvorstand. mad
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