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Endlich Hilfe für die "Samariter"

■ Vernachlässigtes Samariterviertel im Bezirk Friedrichshain soll vom Senat zum Sanierungsgebiet erhoben werden / Bei fast einem Drittel der 6.700 Wohnungen sind umfassende Baumaßnahmen notwendig

Friedrichshain. Das im Bezirk Friedrichshain gelegene Samariterviertel soll noch im März von der Senatsbauverwaltung zum Sanierungsgebiet erhoben werden. Das Areal ist einer der 39 sogenannten Untersuchungsbereiche Berlins – 27 davon im Ostteil der Stadt –, bei denen geprüft wird, ob sie zur behutsamen Stadterneuerung unter gezieltem Einsatz öffentlicher Gelder bestimmt werden.

Im Senat wird damit gerechnet, daß noch im Laufe des Jahres über fünf Ostberliner Untersuchungsbereiche entschieden wird. Dazu gehören die in Prenzlauer Berg, der Kollwitzplatz und der Helmholtzplatz, sowie in Mitte ein Teil der Spandauer Vorstadt.

Das Samariterviertel, das nach der gleichnamigen (von 1892 bis 1894 erbauten) Kirche benannt wurde, war bereits zu DDR-Zeiten als stark sanierungsbedürftig eingestuft worden. Die Rekonstruktion des um 1900 gebauten Viertels mit seinen knapp 9.000 Einwohnern wurde aber nach der Vereinigung eingestellt. Heute gilt das Viertel zwischen Rigaer-, Liebig-, Eldenaer- und Pettenkoferstraße als bauliches und ökologisches Notstandsgebiet.

24.000 Quadratmeter Grünflächen fehlen. Dichte Bebauung, überdurchschnittlich viele versiegelte Flächen und eine enorme Luftbelastung durch Autoabgase und andere Emissionen machen das Gebiet nicht eben zu einer attraktiven Wohngegend. Dennoch ergab eine Umfrage, daß nur wenige „Samariter“ wegziehen möchten. Dem Grün-Defizit wollen die Planer mit der Begrünung von Höfen und Fassaden abhelfen. Neue Pflanzflächen stehen nicht zur Verfügung. Zur Verminderung der Belastungen durch den Autoverkehr sollen alle Straßen außer Proskauer und Eldenaer Straße mit Tempo 30 ausgewiesen werden.

Etwa 2.800 der über 6.700 Wohnungen sind in einem derart desolaten Zustand, daß dringend umfassende Baumaßnahmen nötig sind. Für rund 100 Wohnungen, die sich überwiegend in Quergebäuden der Hinterhöfe befinden, kommt jede Hilfe zu spät. Sie müssen abgerissen werden. 95 Prozent der Häuser des Samariterviertels wurden zwischen 1900 und 1910 in typischer Mietskasernen-Bauweise errichtet. Zwei Drittel haben Kohleöfen, und in jeder dritten gibt es kein Bad. Nur 295 Wohnungen liegen in Neubauten. Zwischen 70 und 80 Prozent der Häuser werden wahrscheinlich in den kommenden Jahren an ihre alten Eigentümer zurückgegeben.

Die Ausweisung des Samariterviertels als Sanierungsgebiet bedeute nicht, daß auch jedes Haus „angefaßt“ werde, betonte Wolfgang Krumm, Referatsleiter bei der Senatsbauverwaltung. Einerseits beschränke der Landeshaushalt den Umfang der bereitgestellten Mittel, andererseits könne man sich nicht über Eigentümerinteressen hinwegsetzen.

Allerdings griffen in einem förmlichen Sanierungsgebiet baurechtliche Festlegungen wie Genehmigungspflicht für einen Abriß, für die Teilung oder den Verkauf von Grundstücken. Für die Mieter ergeben sich bei einer Sanierung ihrer Wohnung mit öffentlichen Geldern keine derart drastischen Mieterhöhungen wie oft bei privater Finanzierung. Allerdings könne auch kein Hausbesitzer gezwungen werden, staatliche Unterstützung in Anspruch zu nehmen, räumte Krumm ein. Wenn ein Privater diese Mittel aber nutze, würden die Mietsteigerungen zumindest gedämpft. Dorit Knieling/ADN

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