piwik no script img

Ossis ohne Chance

■ Erst im letzten Spiel am Sonntag fällt die Entscheidung im Eishockey-Play-off-Finale zwischen Düsseldorf und Köln

Köln (taz) – Ein Spiel, und beide Stadien waren ausverkauft. In Köln, wo das vierte Eishockeyfinale zwischen den Kölner Haien und der Düsseldorfer EG (2:0) live dargeboten wurde, tobten 8.000 Kölner vor Begeisterung über die Beißfreude ihrer Raubfische. „Altbier macht blöd“, sangen sie den niedergerungenen Favoriten entgegen, und das Kölsch floß hektoliterweise. 8.000 Ossis (so heißt der gemeine Düsseldorfer im Kölnischen, weil er auf der falschen, der östlichen Rheinseite lebt) verfolgten derweil die fast wehrlose Niederlage der Ihren per Großleinwand daheim an der Brehmstraße. Nach vier Spielen steht es 2:2. Jetzt müssen sie Sonntagnachmittag klären, wer denn nun Deutscher Meister sein darf.

Ein Spiel, und alle Weisheiten waren umgeworfen. Kölns Keeper Beppi Heiss, am Dienstag noch verlacht wegen einer Reihe kurioser Gegentore, hielt grandios. Gegenüber Helmut de Raaf, der vermeintlich entscheidende Mann zwischen allen Endspiel-Toren, spreizte zweimal zu sehr die Beine. Beim ersten Mal knallte ihm Pokorny das schwarze Gummi mit Vehemenz zum vorentscheidenden 1:0 hindurch, und beim zweiten Mal versuchte er gar einen eingehüpften Spagat. Sah gekonnt aus und sehr elegant, überforderte aber des Hüters Leisten. Folge: Verdacht auf Adduktorenabriß. Saison beendet, ein Spiel zu früh.

Ein Spiel nur, das auch DEG- Stürmer Benoit Doucet, Gatte von Kompalla-Tochter Nicole, wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholte. Dienstag beim 6:4 noch gefeierter dreifacher Torschütze, am Donnerstag der Matchloser. Anfang des zweiten Drittels stand er frei vor dem fast leeren Tor – und vergab. Sein anschließendes Foul löste eine Serie von Strafzeiten aus, an deren Ende das 0:1 stand. Und beim zweiten Tor war es Doucets Schlafmützigkeit, die seinen Herrn und Gebieter Hans „Alpenvulkan“ Zach zu solchen Zornesausbrüchen trieb, als wolle er seinen Stürmer in Magmamassen ersticken.

Ein Spiel nur, das plötzlich alles kippen kann. Nicht immer kann die reiche und arrogante DEG, dieses Bayern München auf Kufen, das Glück gepachtet haben (in keinem der Finals war sie besser als der Gegner). Und jetzt müssen sie noch mit höchsten Mächten kämpfen. Die Haie nämlich, kündigte ihr Co-Coach an, gehen bis zum Sonntagsspiel im Eistempel an der Brehmstraße ins Kloster. Besinnen, meditieren, mental regenerieren, gar das Gebet zum Herrn aller Pucks – wird Gott die Meisterschaft entscheiden? -müll-

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen