„Falsche“ Ampeln über Ku'damm-Busspur

■ Ampeln hängen falsch: Busspur wird vorerst nicht überall eingeschränkt/ ADAC warnt vor gefährlichen Situationen

Berlin. Auf dem Ku'damm müssen Autofahrer Slalom fahren. Zwar gilt die dortige Busspur eigentlich nur noch werktags zwischen 9 und 19 Uhr und auch Samstags nur noch eingeschränkt – doch auch dies nicht durchgehend. Wenn nämlich Autofahrer die Sonderspur zu der für sie erlaubten Zeit benutzen, müssen sie weiterhin vor zwei Kreuzungen die Fahrspur wechseln. Grund: Am Olivaer Platz und der Joachimsthaler Straße hängen „falsche“ Ampeln über der Straße. Deshalb darf dort die Busspur weiterhin nur von den „großen Gelben“ der BVG befahren werden.

Offenbar hatte die Verkehrsverwaltung übersehen, daß durch die neue Regelung Busampeln umgehängt und anders geschaltet werden müssen als bisher. Die zuständige Mitarbeiterin des Referats allgemeiner Straßenverkehr, Daniela Heldt, wollte gegenüber der taz nicht ausschließen, daß die Busspur nun

erst gegen Ende Mai auf ihrer gesamten Länge zeitlich eingeschränkt werden kann. Inzwi-

schen ist von der offensichtlichen Unfähigkeit der Verkehrsverwaltung selbst der Allgemeine Deutsche Automobil Club (ADAC) genervt. „Ich kann das Thema nicht mehr hören“, meinte Pressesprecher Eberhard Lange gestern. Er werde in der Mitgliederzeitschrift seines Clubs die unübersichtliche Regelung genau erläutern, schließlich komme es bei dem „schlimmen Verwirrspiel“ auf dem Ku'damm zu gefährlichen Situationen. Autofahrer müßten zögerlich fahren, weil sie sonst die Hinweisschilder mit jeweils andere Zeiten nicht lesen könnten.

Die SPD wirft nun dem Staatssekretär der Verkehrsverwaltung, Ingo Schmitt (CDU), „blinden Aktionismus“ vor. Mit seiner ganzen Aktion habe sich der Politiker – Schmitt hatte sich maßgeblich für die Änderung stark gemacht – lächerlich gemacht, sagte Käthe Zillbach, verkehrspolitische Sprecherin. Außerdem drängten Autofahrer offenbar gar nicht auf eine zeitliche Reduzierung der Busspur, denn sie nutzten die neue Regelung kaum. Die Verkehrsverwaltung weist den Vorwurf der Unfähigkeit zurück. Das Malen neuer Markierungen, das Auswechseln von Rechtsabbieger- und Busampeln sowie die Veränderung der Schaltung dauere mindestens zwei Wochen – und dies ließe sich nicht ändern, begründete die Mitarbeiterin Heldt. Heldt berief sich dabei auf Angaben von Technikern der zuständigen Firma Siemens.

Nachfragen der taz bei dem für Ampelschaltungen zuständigen Elektronikkonzern ergaben allerdings, daß das Unternehmen bisher gar keinen Auftrag von der Verwaltung erhalten hat. „An den beiden Ku'damm-Kreuzungen können wir deshalb noch gar nichts machen“, versicherte Unternehmenssprecherin Ilona Thede. Außerdem hielt die Sprecherin es für unwahrscheilich, daß ihre Techniker für das Umhängen zweier Ampeln und das Ändern von Schaltungen zwei Wochen benötigten: „Wir arbeiten schnell und, wenn es sein muß, auch am Wochenende.“

Dirk Wildt