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Die Alternative heißt Passivität

■ Flüchtlinfgshaus auf dem campus geplant / Uni-Spitze meldet Bedenken an

auf dem Campus geplant / Uni-Spitze meldet Bedenken an

„Verantwortung“ lautete die Überschrift eines Aufrufs, mit dem Studierende des Fachbereichs Pädagogik im Herbst an die Uni-Öffentlichkeit traten. Auf dem Höhepunkt der ausländerfeindlichen Gewaltwelle in Deutschland forderten sie: Flüchtlinge auf den Campus! Die Idee: Auf einer Wiese neben dem Joseph-Carlebach-Platz, in unmittelbarer Nähe zum Von-Melle- Park, sollen Unterkünfte für Asylbewerber errichtet werden.

Studentische Hilfskräfte als Sozialarbeiter?

Ein halbes Jahr später ist die Wiese noch immer leer. Aber selbst unter den BefürworterInnen des Projekts hatte niemand mit einer schnellen Realisierung gerechnet. „Die Vorbereitung muß gründlich sein“, sagt Ingrid Osterley, Pädagogik-Studentin im achten Semester, „dann wird die Genehmigung schon kommen“.

Ingrid gehört zur Gruppe der Lehrenden und Studierenden, die sich seit November mit der Planung des Projekts befassen. Nachdem der Fachbereichsrat Pädagogik grundsätzliche Zustimmung signalisiert hat, sieht sich die Initiative ihrem Ziel einen Schritt näher.

Die Aufstellung von Containern lehnt die Gruppe ab. Möglich wäre in ihren Augen ein doppelstöckiger Pavillon, in dem 30 Flüchtlinge untergebracht werden könnten.

Bei der Belegung des Pavillons denken die PädagogInnen vor allem an unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Deren Wohnsituation in Hamburg ist katastrophal, wie die Gruppe in Gesprächen mit Sozialarbeitern erfahren hat.

Flüchtlinge zwischen 16 und 18 Jahren werden neuerdings als Erwachsene eingestuft — mit der

1Konsequenz, daß die Sozialbehörde nicht mehr für ihre Unterbringung sorgen muß. Auch vielen Kindern unter 16 Jahren wird mittlerweile kein Wohnplatz mehr zugewiesen. Sie leben in Obdachlosigkeit, wenn sie nicht bei Freunden oder Verwandten aufgenommen werden.

Mit der Unterbringung auf dem Campus allein sehen die PädagogInnen ihre Aufgabe jedoch nicht erfüllt. Kernstück ihres Vorhabens ist ein Betreuungsprogramm, das Hilfe bei Behördengängen und Sprachkurse vorsieht. Studentische Hilfskräfte in der Sozialarbeit? Honorargelder von den Behörden könnten es möglich machen. „Allerdings kann die Stadt nicht die Grundver-

1Der Akademische Senat soll entscheiden

sorgung der Flüchtlinge an uns abtreten“, schränkt Ingrid Osterley ein.

Die Behörden indes haben bislang positiv auf die Initiative der PädagogInnen reagiert. Das Bezirksamt Eimsbüttel sucht ständig nach Unterbringungsmöglichkeiten im Univiertel. Auch die jüdische Gemeinde hat als Nachbar keine Bedenken angemeldet.

Die Universitätsspitze hingegen hat sich bereits ablehnend geäußert. In unmittelbarer Nachbarschaft zum möglichen Standort des

1Pavillons plant die Uni bereits den Bau von Behelfsgebäuden, um die Raumnot im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften zu mildern. Auch sei der Campus, so Uni-Sprecher Jörg Lippert, „kein geeignetes Umfeld“ für die Unterbringung von Flüchtlingen — „sie würden hier nur zum Schaustück degradiert“.

Die PädagogInnen wollen sich nach reiflicher Überlegung an den Akademischen Senat wenden, das höchste Entscheidungsgremium der Universität. „Die Uni muß raus aus ihrem Elfenbeinturm“, meint Ingrid Osterley. Für sie geht die Arbeit für das Projekt weiter: „Die Alternative hieße Passivität.“ Uli Mendgen

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