piwik no script img

Was bleibt vom Hollerland-Kompromiß?

■ Grüne: Der erste Bauabschnitt ist vergeigt / Kompromiß bei Grundwassersenkung

Was bleibt vom Hollerland-Kompromiß?

Grüne: Der erste Bauabschnitt ist vergeigt / Kompromiß bei Grundwassersenkung

Wie hatte es einst im legendären Hollerland-Kompromiß geheißen: „modellhaft ökologisch und sozial“. Diesem Anspruch sollte die Bebauung des Hollergrundes mit rund 1.000 Wohneinheiten genügen. Das hatten sich 1989 jedenfalls Naturschützer Gerold Janssen und der damalige Staatsrat des Bausenators, Manfred Osthaus, in die Hand versprochen.

Doch die Wirklichkeit sieht offenbar anders aus: „Ökologisch ist im Moment am Hollergrund nur die Nähe zum Naturschutzgebiet“, sagt Dieter Mazur, Grüner im Beirat Horn-Lehe. Für den ersten Bauabschnitt hat er jede Hoffnung aufgegeben, für den zweiten und dritten Bauabschnitt hegt er noch „gedämpften Optimismus“. Aber dann müsse man den „entsprechenden Leuten“ gehörig in den Hintern treten, daß sie ihre Versprechungen einhalten.

Bislang nämlich sei man immer nur vertröstet worden: „Bei diesem Haus noch nicht, vielleicht beim nächsten.“ Die im hintersten Eck geplante autofreie Siedlung mache den Kohl auch nicht fett.

Lichtblicke: Nahwärmeinseln

und Anbindung durch die

Straßenbahn

Einzige Lichtblicke: Nach langem Hickhack ist beschlossen worden, auf der anderen Seite des Autobahn-Zubringers ein Nahwärme- Heiznetz zu bauen. Außerdem soll das Wohngebiet an eine neue Straßenbahnlinie, die Linie 4, angeschlossen werden. Doch Mazur befürchtet, daß das Projekt verschleppt, wenn nicht ganz eingestellt wird.

Und sonst? Was an dem Projekt könnte als sozial modellhaft bezeichnet werden? „Dem Beirat sind keine Planungen bekannt, die über das Normale hinausgehen“, sagt Mazur. Der Kindergarten sei viel zu klein, die schulische Versorgung nicht zugesichert, und wo werden die vom Beirat geforderten 10 Prozent behindertengerechten Wohnungen entstehen? Am preisgünstigsten wäre, sie im Erdgeschoß zu bauen, versehen mit einer Rampe, doch vermutlich stünden viele Häuser zu nahe an den Kanälen. Allein schon deshalb fordern die Horn-Leher Grünen nach wie vor einen städtebaulichen Wettbewerb für den zweiten (Beginn Ende 93) und dritten Bauabschnitt.

Öko „vielleicht

beim nächsten Haus“

Dann nämlich könnte nicht mehr so „lustig drauflos gebaut“ werden, dann käme es vielleicht auch nicht dazu, daß das Grundwasser zum Bau der Tiefgaragen abgesenkt werden mußte (sogar noch in die Wachstumsphase im März hinein verlängert). Eigentlich nämlich hatte die Umweltbehörde laut Mazur zugesagt, daß das Grundwasser nicht abgesenkt wird. Die bessere Lösung wäre sowieso ein Parkhaus am Eingang zum Wohngebiet gewesen.

Ganz so frustriert scheint Naturschützer Gerold Janssen nicht zu sein: Er sitzt in der neugeschaffenen Clearing-Gruppe mit VertreterInnen von Behörden, Bauträgern und Umweltgruppen. Die nächste Absenkung soll geringer ausfallen, hat man da beschlossen. Außerdem, so das Ergebnis einer Sitzung am Montag, soll das abgepumpte Wasser aus den Vorklärteichen nicht mehr in den Boden, sondern in die Kanalisation eingeleitet werden — besser für den Boden, schlechter für die Geldbeutel der Bauträger.

Keine Ruhe geben will Janssen jedoch bei der Ökologischen Gestaltung der Häuser selbst, bei Baumaterialien und Energie zum Beispiel: „Da müssen wir noch sehr für kämpfen.“ Dabei zieht er mit Mazur am selben Strang. Der fordert, schleunigst die ökologisierte Landesbauordnung zu verabschieden. Damit könnte man nämlich zum Beispiel die Pflasterung von Vorgärten verhindern. Christine Holch

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen