: Schmalhans als Küchenmeister umstritten
■ FC St. Pauli: Zwischen Sparmaßnahmen und Totsanieren / Mit Martin Driller gegen Stuttgart
Zwischen Sparmaßnahmen und Totsanieren / Mit Martin Driller gegen Stuttgart (Heute abend im Ländle)
Beim FC St. Pauli dreht sich also mal wieder alles um Geld. Vor dem Spiel bei den Stuttgarter Kickers am Donnerstag (18 Uhr) wird beim Fußball-Zweitligisten zäh um neue Verträge gefeilscht. Seit Wochen verpassen die Spieler die Chance, sich durch starke Leistungen zu empfehlen. Trotz des vier Millionen Mark großen Gehaltetats auf Erstliga-Niveau dümpeln die Jungs vom Millerntor im Mittelmaß der Zweitklassigkeit. Zwar ist mit Platz 13 (33:35 Punkte) die Abstiegsgefahr vorerst gebannt, doch der fast elf Millionen Mark große Schuldenberg zwingt zum Handeln. Der Kiezklub muß einen großen Schnitt in die bislang geübte Personalpolitik machen.
Vollmundig wird vom radikalen Sparkurs gesprochen. „Rund zehn Spieler aus dem derzeitigen Kader werden wir wohl abgeben“, sagt Manager Jürgen Wähling. „Das kann den ein oder anderen Härtefall geben“, sagt Trainer Seppo Eichkorn. „Wir wollen den Spielerkader nicht schwächen, aber gewaltig ausforsten.“ Der gewohnt gutmütige Präsident Heinz Weisener schwächt jedoch ab: „Wir müssen schwarze Zahlen schreiben, aber wir werden uns nicht totsanieren.“
Bislang wurde unter Eichkorns Vorgängern Horst Wohlers und Michael Lorkowski wahllos eingekauft. Der Kreis ist auf 26 Profis und Vertragsamateure angewachsen. Das soll sich ändern: Der Etat wird auf 2,7 Millionen Mark verringert, Dienstwagen und Auflaufprämien (bis 4000 Mark) fallen weg. Stattdessen werden Erfolgsprämien erhöht: Wer gut spielt, soll gutes Geld verdienen, gemäß dem christunionialen Wahlkampfcredo: Leistung soll sich wieder lohnen. Der Kader wird auf 20 verkleinert, nur der Stamm soll gehalten werden. „Denen werden wir entsprechende Angebote machen“, so Wähling.
Unter den Profis wird kräftig spekuliert. Bis auf die Verträge von Richwien, Philipkowski und Belarbi laufen alle weiteren zum Saisonende aus, Verlängerungen gab es noch nicht. Abgänge sind bisher nur Kocian (Karriere beendet) und Jeschke (1. SC Norderstedt). Als fast sicher gelten Surmann und Wolf. Wackelkandidaten sind Järvinen, Driller, Sievers, Ottens, Fröhling, Nikolic und Olck. Gespräche gab es mit Thomforde, Knäbel, Gronau, Dammann, Schwinkendorf und Hjelm. Sie gehören wie Manzi, Schlindwein und Hollerbach zum festen Stamm. Aerdken, Gatti und Goch haben als hoffnungsvolle Talente gute Karten im Vertragspoker. Dazu werden aber mit den Vertragsamateuren Deering und Wiedener im Rahmen des Kooperationsvertrages mit Werder Bremen sowie Boris Matweew (Smena Sa-
1turn Petersburg) schon drei Neuzugänge immer wahrscheinlicher.
Die Profis stehen der Radikalkur skeptisch gegenüber. „Das gespart werden muß, ist verständlich“, meint Klaus Ottens. „Doch so wie das hier abläuft, ist es nicht positiv.“ Auch Kapitän Peter Knäbel
1zeigt wenig Bereitschaft zum Einlenken: „Wir können dem Verein entgegenkommen. Aber ohne berufliche Ausbildung brauchen wir Rücklagen für später. Auf die werde ich nicht verzichten.“
Auf Werbung in eigener Sache müssen in Stuttgart Robert Nicolic,
1Thomas Goch und zu 70 Prozent Leonardo Manzi und Dirk Dammann verzichten. Die Spieler sind verletzt. Zudem von Wehwehchen geplagt sind Knäbel und Hollerbach. Martin Driller hofft gegen die Schwaben auf ein Comeback.
kader
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