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Audi schrumpft rasant

■ Umsatz fällt um 35 Prozent / Mindestens 4.000 Stellen perdu und mehr Kurzarbeit / Dafür will man in Ingolstadt schneller werden: Gemeinsames Modell mit Porsche

München (dpa/taz) – Die Audi AG schrumpft schneller, als sie fährt. In den ersten drei Monaten dieses Jahres verzeichnet die VW- Tochter einen Umsatzeinbruch um 35,5 Prozent und happige Verluste. Der Verkauf lag mit 94.518 Fahrzeugen um 30,8 Prozent unter dem Vorjahreswert, und die Produktion sank durch Kurzarbeit sogar um 42,2 Prozent auf 75.902 Pkw. Audi-Chef Franz-Josef Kortüm (42) mußte auf der gestrigen Bilanzpressekonferenz zum ersten Mal für die VW-Tochter in die Bütt. Das schrumpfende Erbe hatte er von Ferdinand Piech (55) übernommen, der zur Belohnung als Konzernchef zu Volkswagen nach Wolfsburg wechselte.

Die ersten drei Monate sollen nach Kortüms Angaben keine Ausnahme bleiben. Die Volkswagen-Tochter will 1993 insgesamt nur noch 400.000 Autos produzieren. 1992 war die weltweite Produktion noch um neun Prozent auf 492.85 Fahrzeuge gestiegen. Der Audi-Umsatz, der 1992 noch 16,74 Milliarden DM betrug, werde 1993 auf rund 15 Milliarden DM sinken. Nur aus den roten Zahlen hofft Kortüm im Rest des Jahres herauszukommen. Er räumte ein, daß es sich um ein ehrgeiziges Ziel handelt.

Strategisch setzt Audi wie schon bei Vorgänger Piech auf schnellere und teurere Autos. Die Aufholjagd auf Mercedes und BMW soll weitergehen. Ein Gemeinschaftsunternehmen Audi-Porsche plant auf der Basis eines Audi-Serienproduktes ein sportliches Modell mit dem Audi-Markenzeichen zu bauen. Es soll 1994 auf den Markt kommen. Laut Kortüm läuft das neue Modell im Porsche-Werk Zuffenhausen vom Band. Das Modell werde bereits auf der Internationalen Automobilaustellung im September in Frankfurt vorgestellt.

Konzernchef Piech wird diese Entscheidung seines Nachfolgers nicht nur als Fortsetzung seiner eigenen Konzernpolitik freuen. Schließlich gehört er doch zu den einflußreichsten Erben des Porsche-Clans. Schon bis 1991 baute Audi für Porsche in Neckarsulm die Porsche-Modelle 924/944.

Nicht so schnell entscheidet man bei Audi, wenn's um kleine Autos geht. Erst in fernerer Zukunft, in der zweiten Hälfte der 90er Jahre will Audi wieder ein Fahrzeug unterhalb des Audi 80 auf den Markt bringen. Bis Jahresende soll außerdem die Entscheidung über eine eigene US-Fertigung fallen. Im Gespräch sind die USA, Kanada, aber auch Mexiko, wo schon VW eine Autoferigung unterhält.

Konzernintern will der neue Audi-Chef Kortüm durch Entlassungen Kosten senken. Die Planungen sehen den Abbau von 4.000 Stellen bis Jahresende vor. Bereits 1992 sank die Beschäftigtenzahl von 38.205 auf 37.738. Auch in der zweiten Jahreshälfte schließt Audi nicht aus, daß es zu weiterer Kurzarbeit kommt, nachdem im Vorjahr noch Sonderschichten gefahren wurden. Außerdem will Kortüm vom Neueinkauf bei der Konzernmutter VW profitieren. Kostensenkungsmaßnahmen durch geringere Variantenvielfalt bei den Bauteilen und stärkeren internationalen Materialeinkauf, wie sie der spanische Manager Lopez bei der Mutter durchführen will, sollen auch der Tochter Audi wieder in die Gewinnzone helfen.

Der jetzt drastisch deutlich werdende Umschwung der Auto-Konjunktur hatte sich schon 1992 bei Audi angekündigt. Das Audi-Ergebnis ging im vergangenen Jahr nach Steuern von 370 auf 172 Millionen DM zurück. Nach der Abführung von 86 (Vorjahr: 185) Millionen DM an die Konzernmutter Volkswagen wird ein Audi-Jahresüberschuß von 86 (Vorjahr: 185) ausgewiesen. Finanzvorstand Erich Schmitt sprach trotzdem gestern von einer zufriedenstellenden finanziellen Entwicklung.

Hatte Audi 1992 seinen Marktanteil im Inland noch von 5,4 auf 5,7 Prozent ausbauen können, so ging im ersten Quartal 1993 der Inlands-Marktanteil wieder auf 5,3 Prozent zurück. Die Auslieferungen neuer Autos lag mit 42.618 Fahrzeugen gleich um 37,4 Prozent unter dem Vorjahr. Allerdings waren die ersten Monate 1992 für Audi im Inland auch besonders gut gewesen. Der Umsatz war damals um rund 20 Prozent gestiegen. Zuwachsraten erwartet Audi nur in den USA. Dort hatte Audi schon 1992 seinen Absatz um 20 Prozent auf 14.754 Pkw steigern können.

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