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Ohren auf Schrebergarten

■ Über die vogelkundliche Beobachtungsempfehlung des Monats und saisonale Gassenhauer

Ohren auf im Schrebergarten!

Über die vogelkundliche Beobachtungsempfehlung des Monats und saisonale Gassenhauer

Alle Vögel sind schon da — wohl wahr, nun singen sie alle wieder: Die Meisen fingen bereits im Dezember an, die Amseln sind im April am eifrigsten, und im Mai hören die ersten schon wieder auf, allen voran der Kleiber.

Im Sommer singen dann immer weniger Vögel, sie „rufen“ nur noch. Dabei mischen auch die Weibchen mit, die ansonsten durch Gesangeskunst nicht gerade hervorstechen. Als Gesang gelten die komplizierten Tongebilde, die alle mit der Fortpflanzung zu tun haben: Werben, Drohen, das Revier abgrenzen ... Sicher, der Spatz (pardon: der Sperling) tschilpt das ganze Jahr über, doch als Gesang kann man das ja nun nicht gerade bezeichnen, finden eingefleischte VogelkundlerInnen.

„Gehen Sie raus in die Wümmewiesen“, rät der Ornithologe Eberhard Focke, der jeden zweiten Mittwochabend im Überseemuseum einen kleinen Rekorder auf den Tisch stellt und die „Beobachtungsempfehlung des Monats“ gibt. Noch ist das Gras nicht hoch, die Vögel sind leicht zu erkennen. Zum Beispiel der Kiebitz von der Art der Schnepfen, der nur noch an wenigen Orten in Europa lebt. Der schwarzweiße Vogel fällt durch seinen gaukelnden Balzflug

hier bitte den

gefaxten Vogel

auf, bei dem er höchst angestrengt flattert und auch noch gluckst.

AnfängerInnen sollten sich aber nicht zuviel vornehmen, schließlich variieren viele Vögel ihren Gesang und sind dann kaum noch wiederzuerkennen. Außerdem gibt es Dialekte, gar saisonale Gassenhauer — die erfinderischen Amseln begeistern sich jeden Sommer für andere Melodien. Also lieber auf wenige, gut zu erkennende Arten konzentrieren.

Es hilft, die Gesänge mit Worten zu charakterisieren. Der Buchfink zum Beispiel (das ist der mit den zwei weißen Streifen auf den Flügeln) singt eine abwärts perlende fröhliche Kaskade. Zum Schluß schmettert er noch einen Schnörkel, eine Art Wiederholung im Zeitraffer. Das hört sich an wie: „Ich-ich-ich-ich-ich bin der Waldsekretär“ — so ein Merkspruch für ornithologische AnfängerInnen.

Kleingärten sind besonders geeignet als Beobachtungsorte — dort leben sehr viele Vogelarten. Vor allem aber sitzen sie nicht in hohen Baumwipfeln, sondern auf Hüttendächern und in Sträuchern. Aber auch vom Bett aus kann man Vogelkunde betreiben: Die ersten morgens sind die Amseln und Rotkehlchen. Eine halbe Stunde später setzen die Kohlmeisen ein. Zuletzt jagen einen die Spatzen mit ihrem Getschilp aus dem Bett. Tagsüber lassen sich die Rufe der Amseln besonders leicht erkennen: sie ticksen und tücken.

Einfach zu erkennen sind auch die Instrumentalisten unter den Vögeln, die Spechte: Der Buntspecht trommelt einen nur einsekündigen schnellen Wirbel, der federnd ausklingt. Der Kleinspecht dagegen rattert von vorn bis hinten langsam und gleichmäßig durch. Und der Grünspecht ruft lieber „kükükükükük“, als daß er trommelt.

Auch Vögel können übrigens in den Stimmbruch kommen: Tauben und Hühnervögel zum Beispiel. Dann wird die Stimme rauher und tiefer, wahrscheinlich hat sich die schwingende Membran verdickt.

Der nächste vogelkundliche Kurs beschäftigt sich vor allem mit den Grasmücken: Mittwoch, 21. April, 20 Uhr, im Übersee-Museum, Aktionsraum. Dann kann man auch eigene Vogelgesangs- Aufnahmen mitbringen und Eberhard Focke zur Bestimmung vorführen.

Christine Holch

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