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Heavy Metal auf den Straßen

■ Zweiter Tag der Warnstreiks und Demos von Metall- und StahlarbeiterInnen: über 90.000 dabei

Berlin (AFP) – Mit einer zweiten Welle von Warnstreiks hat die IG Metall in Ostdeutschland am Donnerstag ihren Protest gegen die Kündigung des Metall-Tarifvertrages durch die Arbeitgeber verstärkt. In den fünf neuen Bundesländern und Ostberlin beteiligten sich nach Angaben der IG-Metall-Zentrale in Frankfurt am Main rund 91.000 Metaller an zeitweiligen Arbeitsniederlegungen, Straßenblockaden und Kundgebungen. Allein in Sachsen waren rund 40.000 Arbeiter aus mehr als 150 Betrieben im Warnstreik. In Dresden nahmen 25.000 Metaller an einer Protestkundgebung teil, in Berlin waren es rund 15.000.

Der IG-Metall-Bezirksleiter Berlin- Brandenburg, Horst Wagner, sprach von einer „letzten Warnung“ an die Arbeitgeber. Als zweiter Tarifbezirk nach Sachsen beantragte Thüringen beim IG-Metall- Hauptvorstand eine Streik-Urabstimmung, über die am Montag entschieden werden soll. „Wir bedauern die Notwendigkeit dieser Entscheidung, aber die Arbeitgeber haben uns keinen anderen Spielraum gelassen“, sagte der IG-Metall-Bezirksleiter Karl Günther Kronawitter vor der Presse in Erfurt. In Berlin-Brandenburg, wo die Stahlkocher der EKO Stahl AG Eisenhüttenstadt für vier Stunden ihre Arbeit niederlegten, soll am Freitag über den Antrag auf Urabstimmung entschieden werden, in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt am Montag.

Der zweite IG-Metall-Vorsitzende, Klaus Zwickel, bezeichnete den Streik als „Notwehr gegen Arbeitgeberwillkür“. „Wir werden die Metaller auffordern, bei der Urabstimmung für einen Streik zu entscheiden“, betonte Zwickel in Erfurt. An diesem Ja gebe es kaum Zweifel. „Alles andere wäre Kapitulation.“ In Mecklenburg-Vorpommern legten bis zum frühen Nachmittag der Gewerkschaft zufolge 12.000 Beschäftigte die Arbeit nieder. Betroffen waren vor allem die Werften in Wolgast, Stralsund, Rostock und Warnemünde. Auf der Rostocker Neptun-Werft ruhte die Arbeit den ganzen Tag.

In Thüringen beteiligten sich über 10.000 Beschäftigte an den Warnstreiks. Die Mehrzahl reiste nach Erfurt, um dort an der zentralen Kundgebung für die Einhaltung des von den Arbeitgebern gekündigten Tarifvertrages teilzunehmen. In Magdeburg trafen sich mehr als 7.000 Metaller aus fünf Betrieben zu einer Protestkundgebung. Insgesamt beteiligten sich in Sachsen-Anhalt 14.000 ArbeitnehmerInnen an den Warnstreiks.

Nach Ansicht des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) müssen die Metall- Arbeitgeber den „nächsten Zug tun“, wenn sie den drohenden Arbeitskampf im Osten verhindern wollen. „Gesamtmetall muß den Vertragsbruch und das ihn begleitende Lohndiktat von neun Prozent vom Tisch nehmen, wenn am Verhandlungstisch ein für beide Seiten akzeptabler Kompromiß ausgehandelt werden soll“, erklärte das DGB-Vorstandsmitglied Michael Geuenich in Frankfurt.

Ausgangspunkt weiterer Verhandlungen könne nur die ursprünglich vereinbarte Lohnerhöhung von 26 Prozent sein, betonte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer. Der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit (BfA), Bernhard Jagoda, warnte vor den „schwerwiegenden Konsequenzen“ eines Streiks und forderte eine „gütliche“ Einigung zwischen den Tarifpartnern. Reportage Seite 4

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