: Studiengang Bio macht dicht
■ Nullrunde: 1993 keine Zulassung für Biologie-StudienanfängerInnen
Studiengang Bio macht dicht
Nullrunde: 1993 keine Zulassung für Biologie-StudienanfängerInnen
Wer im Wintersemester 1993/94 an der Bremer Universität ein Biologie-Studium aufnehmen wollte, wird sich jetzt wahrscheinlich nach einer anderen Stadt umsehen müssen. So will es zumindest der akademische Senat.
Dieses von ProfessorInnen dominierte Gremium der Universität hatte bereits am 24.März beschlossen, daß in Biologie keine und in Chemie nur noch 40 StudienanfängerInnen zugelassen werden sollen (zum Vergleich: im Wintersemester 1992/93 wurden für beide Studiengänge zusammen 278 Studierende neu aufgenommen).
Die endgültige Entscheidung über die Nullrunde in der Biologie und die Einschränkung der Chemie ist noch nicht gefallen und wird in der Wissenschaftsdeputation für Mai erwartet, so Rainer Köttgen vom Bildungssenator. Allerdings sei für das Vorhaben schon vorsichtig Zustimmung aus der Verwaltung signalisiert worden, sagt der Sprecher des Fachbereichs Biologie und Chemie, Professor Hermann Cordes.
Hintergrund der Nullrunde: Das NW 2, Studier-und Forschungsstätte der Biologen und Chemiker, wird ab Ende Mai um- und ausgebaut. „Die Sicherheitsbedingungen sind jetzt schon, wenn man sie genau auslegt, am Rande der Legalität“, erklärt Cordes. „Seit Jahren sind wir von der Schließung des Gebäudes beroht.“
Das NW 2 ist mit den mehr als 1500 Studierenden (statt der geplanten 700) schon jetzt hoffnungslos überbelegt. Die zusätzlichen Belastungen durch die umfangreichen Baumaßnahmen ließen einen normalen Betrieb dann nicht mehr zu. Hermann Cordes sieht in der geforderten Nullrunde die einzige Möglichkeit „um zu verhindern, daß das Gebäude überhaupt geschlossen wird für ein oder zwei Jahre.“
Schuld an der Misere sind nach Cordes' Angaben die langwierigen Querelen zwischen Bonn und den Ländern. Schon lange zugesagtes Geld zum Bau eines dritten Blocks für die Bremer Uni fehlten nach wie vor. Ein Teil des Studierbetriebs hätte dann dorthin verlagert werden können.
„Dann wäre das mit Sicherheit ohne Schließung für irgendwelche Studierenden über die Bühne gegangen“, beklagt Hermann Cordes.
Das Dilemma war also vorhersehbar, aber seltsamerweise nicht zu verhindern. Cordes bedauert die Nullösung, reicht den schwarzen Peter aber weiter. Bei der ZVS (Zentralen Vergabestelle von Studienplätze) in Dortmund gäbe es halt „nur diese Ausnahmegenehmigung für Sonderfälle. Uns wäre eine schrittweise Begrenzung auch lieber gewesen, aber das war rechtlich nicht durchhaltbar.“
Marcello Bonventre
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen