: FBI-Angriff auf Sekte
■ Tränengas-Einsatz / Anhänger Koreshs schießen auf Polizei
Waco (AP) – Das seit 51 Tagen andauernde Sektendrama in der texanischen Stadt Waco steht offenbar vor der Entscheidung: Die amerikanische Bundespolizei FBI griff am Montag das festungsartig ausgebaute Hauptquartier des Sektenführers David Koresh mit einem panzerähnlichen Fahrzeug an und versprühte Tränengas. Damit sollten die 96 Anhänger der Davidianer, darunter 17 Kinder, zur Aufgabe gezwungen werden. Die Sektenmitglieder erwiderten den Angriff mit 70 bis 80 Schüssen auf die Polizei.
Der mit einem Rammbock ausgerüstete Panzerwagen walzte eine das Anwesen umgebende Mauer teilweise nieder, stieß das Eingangstor auf, riß ein Loch in das Dach und verschoß Tränengaspatronen. „Mit dem Tränengaseinsatz wird weitergemacht, bis es für sie so ungemütlich wie möglich wird“, sagte FBI-Sprecher Bob Ricks auf einer Pressekonferenz. CNN berichtete, die Behörden wollten die Sektenfestung „Gebäude für Gebäude“ erobern. Über dem Gelände kreisten Hubschrauber, die offenbar mit Infrarotgeräten zur Ausspähung der Gebäude ausgerüstet waren. Die zahlreichen anwesenden Journalisten, die seit Wochen in einem Mediendorf namens „Camp David“ auf den Sturm warten, waren schon kurz nach 06.00 Uhr Ortszeit aufgefordert worden, „Deckung zu suchen“.
Am 28. Februar war es auf dem Gelände der nach Koresh benannten Sekte der Davidianer zu einer Schießerei gekommen, als 100 Polizeibeamte versuchten, das Hauptquartier nach Waffen zu duchsuchen und den Sektenführer zu verhaften. Damals wurden vier Polizisten und nach Angaben Koreshs sechs seiner Anhänger erschossen. Seitdem hatte Koresh die Räumung des Geländes zwar mehrfach angekündigt, seine Zusage dann aber mit dem Hinweis, daß er noch auf einen Fingerzeig Gottes warte, nicht eingelöst. In dem Gebäude befanden sich am Montag noch 95 Anhänger Koreshs, darunter auch 17 Kinder.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen