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Grüne: Von Aufbruchstimmung keine Spur

■ GAL und Bündnis 90 auch in Hamburg geschäftsmäßig vereint / Spektrum erweitert / Positiver Einfluß aus dem Osten?

auch in Hamburg geschäftsmäßig vereint / Spektrum erweitert / Positiver Einfluß aus dem Osten?

Ob das wohl gut geht? Von Euphorie war bei Rainer Neumann, GAL-Landesvorstandsmitglied, nichts zu spüren, als er gestern das Ergebnis der Urabstimmung zur Vereinigung von Grünen und Bündnis 90 kommentierte. Wie berichtet hatten sich auf Bundesebene 87 Prozent der Bündnis 90-Mitglieder und 91 Prozent der Grünen für ein Zusammengehen beider Gruppierungen ausgesprochen.

Neumann betrachtet die Fusion eher geschäftsmäßig. Schon unter dem Dach der Grünen hätte sich ein sehr breites politisches Spektrum zusammengefunden. Beim Bündnis 90 in Ostdeutschland sei dieses Spektrum sogar weitaus größer. „Es reicht von der äußersten Linken, bis hin zur — sagen wir mal — FDP“, meint Neumann. Die bei den Grünen so beliebten Konflikte werde es auch weiterhin geben. Allerdings geht er davon aus, daß sich die Erfahrungen und anderen Einschätzungen der Ostdeutschen auf die innerparteiliche Diskussion positiv auswirken werden.

Auf solche Erfahrungen kann der Hamburger Regionalverband des Bündnis 90 nicht zurückgreifen. Seine knapp 30 Mitglieder werden wahrscheinlich nicht nur optisch in den 1400 GALiern aufgehen. Trotzdem hat Roland Keich vom Bündnis hochfliegende Träume. Er ist vom Ausgang der Urabstimmung überwältigt und „muß das positive Ergebnis erst noch verdauen“. Nostalgie schwingt in seiner Stimme, wenn er von „Bürgerbewegung“ und „Runden Tischen“ spricht.

Politisch-Konzeptionelles ist von ihm nicht zu hören. Aber selbstverständlich werde man sich mit dem Abbau von ABM-Stellen, dem Asylrecht und der Verfassungsänderung befassen. Und das Bündnis 90 werde für eine „athmosphärische Verbesserung“ in der neuen Partei sorgen. Hans-Joachim Bode vom GAL-Kreisverband Mitte, in den das Bündnis-Grüppchen etwa im Juni eintreten wird, reicht das nicht aus. Was zähle, sei nicht so sehr der nette Umgang miteinander, sondern inhaltliche Gemeinsamkeiten.

Kommen nach den „Frechen Frauen“ von 1987, den zerstrittenen Frauen und nun einer Super- Realo-Fraktion in Zukunft also ganz doll liebe Grüne ins Rathaus? Sabine Boehlich vom GAL-Vorstand ist verärgert über diese Frage: „Nein, aber wir werden bei Problemen nicht mehr mit den Fäusten aufeinander losgehen.“ Norbert Müller

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