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Iranische Angriffe im Nordirak

■ Irakische Kurden auf der Flucht

Berlin (taz) – Seit vier Tagen belegt die iranische Armee eine Reihe kurdischer Dörfer im östlichen Grenzgebiet des Nordirak mit schwerem Artilleriebeschuß. Mindestens 7.000 Menschen sind auf der Flucht ins nordirakische Landesinnere. Dies teilte die internationale Hilfsorganisation Medico mit. Die Angriffe hätten sich zunächst gegen Orte in der Region Ghania und Qala Diza gerichtet, dann auch gegen die Region Halabdscha und Pendschwin. In Qala Diza haben irakisch-kurdische Behörden mit der Evakuierung der Bevölkerung begonnen.

Augenzeugen berichteten, daß iranische Truppen und Militärfahrzeuge an der Grenze zum Irak zusammengezogen worden seien. Mit einem Grenzübertritt durch iranische Bodentruppen wird offenbar jederzeit gerechnet. Nordirakisch-kurdische Peschmerga- Truppen und die Armee der föderativen Teilrepublik Kurdistan/ Irak wurden in höchste Alarmbereitschaft gesetzt.

Ghania und Qala Diza liegen nördlich des 36. Breitengrades und damit innerhalb der von den Alliierten nach dem Golfkrieg verhängten Flugverbotszone, Halabdscha befindet sich hingegen südlich dieser Linie. Beobachter befürchten, daß das Regime in Bagdad versuchen könnte, die Situation seinerseits für einen Angriff auf die kurdische Bevölkerung außerhalb der Flugverbotszone zu nutzen.

Ein Teil der angegriffenen Ortschaften wurde erst 1991/92 von den Bewohnern und mit Unterstützung von Medico wiederaufgebaut. Bagdad hatte die Dörfer 1977 zerstören und die Bewohner deportieren lassen. Hintergrund dafür war das iranisch-irakische Abkommen von 1975, in dem die Einrichtung einer 15 Kilometer breiten „Sicherheitszone“ zur Unterbindung kurdischer Aufstände vereinbart wurde. Für den Fall, daß die iranischen Truppen nun die Absicht haben, im Rahmen dieser Vereinbarung auf irakisches Territorium vorzudringen, muß mit einer kurdischen Massenflucht gerechnet werden. N.C.

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