piwik no script img

Uni-Entwicklungspläne - wieder Makulatur?

■ Hamburgs Hochschulen sollen 30 Millionen sparen / SPD-Hochschulexpertin Stapelfeld: "Kürzung an den falschen Stellen"

sollen 30 Millionen sparen / SPD-Hochschulexpertin Stapelfeld: »Kürzung an den falschen Stellen«

Nur sechs Monate, nachdem ihnen der Hamburger Senat mit dem Struktur- und Entwicklungskonzept (Steko) „Planungssicherheit“ versprach, müssen Hamburgs Hochschulen schon wieder mit einer Spar-Runde rechnen. Kürzlich hatte Finanzsenator Wolfgang Curilla eröffnet, daß der 94er Etat der Wissenschaftsbehörde um rund 30 Millionen gekappt werden müsse. Die Deckungslücke von 460 Millionen Mark im Betriebshaushalt der Hansestadt mache dies nötig. Gestern nun sprachen die sechs Hochschul- Präsidenten bei Curilla vor, um sein Herz für die Argumente der Geldnot-geplagten Hochschulen zu erwärmen.

„Herr Curilla hat von seiner Seite die finanzielle Lage noch einmal dargestellt“, berichtet Fachhochschul-Präsident Rolf Dahlheimer, „wenn wir erreicht haben, daß wir ihn nachdenklich gemacht haben, wär das schon viel.“ Dabei sei es wichtig zu betonen, daß durch die Kürzungen die Grundlage für das vielgepriesene Steko entfalle. „Wenn man sechs Monate nach diesem sehr mühsam erarbeiteten Konzept die Eckpfeiler wieder in Frage stellt, wirkt das innerhalb der Hochschulen absolut unglaubwürdig“, sagt auch Uni-Vizepräsident Gunther Engelhardt, der gestern in Vertretung für den Uni- Präsidenten dabei war.

Im Steko, das die Entwicklung bis zum Jahr 2000 festlegt, hatten sich die Hochschulen verpflichtet, weiterhin die gleiche Zahl der Studenten aufzunehmen — ein Entgegenkommen, das angesichts der seit 15 Jahren von den Hochschulen erduldeten Überfüllung nicht ohne ist. Im Gegenzug sollte der finanzielle Rahmen verbessert und die Sachmittelausstattung in drei Stufen wenigstens wieder auf das Niveau von 1980 gehoben werden. Der letzte Passus wurde von Curilla gekippt und unter „Vorbehalt der weiteren Entwicklung der Finanzlage Hamburgs“ gestellt.

Jetzt soll der Sachmitteletat der Uni nach den Plänen der Finanzbehörde im kommenden Jahr gar nicht erhöht werden, was angesichts der Inflation einer Reduzierung gleichkommt. Der vielgelobte „Innovationsfonds zur Verbesserung der Lehre“ soll um ein Viertel reduziert, der sogenannte Krupp- Fonds zur Förderung von Berufungen sogar halbiert werden. Auch die Vorfinanzierung der insgesamt 34 Stellen für den wissenschaftlichen Nachwuchs steht in Frage.

Nach Ansicht der SPD-Hochschulexpertin Dorothee Stapelfeld der falsche Weg: „Ich denke schon, daß es andere Bereiche gibt, wo man sparen kann. Bei der Forschung zum Beispiel.“ Die Maßnahmen zur Verbesserung der Studienbedingungen dagegen seien nicht nur absolut notwendig. Es seien auch vergleichsweise „geringe Summen mit großer Wirkung“. kaj

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen