piwik no script img

Keine Angst vor neuen Technologien

■ Technologie-Beratung für BetriebsrätInnen

Kommt die neue Telefonanlage, freuen sich erst mal alle Angestellten. Doch dann stellt sich heraus, daß jeder Anruf elektronisch und automatisch gespeichert wird: Wer hat mit wem wie lange über was geredet? Wer hat womöglich in welche Länder telefoniert? Eine Betriebsvereinbarung gegen die unkontrollierte elektronische Schnüffelei täte not.

Doch die BetriebsrätInnen werden meist viel zu spät informiert über solche Neuerungen. Das haben Arbeiterkammer und Angestelltenkammer in einer Befragung von Bremer Betrieben herausgefunden. An der Planung von neuer Technik werden nur die Hälfte der BetriebsrätInnen beteiligt — das ist eindeutig ein Verstoß gegen das Betriebsverfassungsgesetz.

Um den Informationsvorspung der ArbeitgeberInnen wettzumachen, bieten Arbeiter- und Angestelltenkammer seit kurzem eine Technologie-Beratung an. Gestern wurde sie der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Ressorts Wirtschaft und Arbeit fördern die Beratung drei Jahre lang mit insgesamt 1,3 Millionen Mark.

Derzeit sechs ExpertInnen bieten für interessierte BetriebsrätInnen Kurse an — zum Beispiel über betrieblichen Datenschutz, Mischarbeitsplätze oder Zeiterfassungsanlagen. „Wir wollen die Einführung von Technologie nicht verhindern, sondern wir wollen sie gestalten“, stellten die Verantwortlichen gestern klar. Das kann auch heißen, daß die BetriebsrätInnen ihren Chefs eine noch bessere Software empfehlen.

Neue Technologien werden nicht nur in Büros eingeführt, sondern auch im Produktionsbereich: Da soll der neue Firmenausweis dann plötzlich nicht mehr nur nur für die Stempeluhr und zum Türöffnen benutzt werden, sondern auch für die Bezahlung in der Kantine und zum Einloggen an der Maschine. Ergebnis: Da wird jede Minute des Tages dokumentiert und für andere kontrollierbar. Schluß ist es mit mühsam erarbeiteten kleinen Pausen. Der Rat der Beratung: Hier sollte der Betriebsrat aushandeln, daß das Gerät nicht alle Tätigkeiten oder Zeiten dokumentiert.

Die klugen UnternehmerInnen übrigens lassen die ganze Palette der Mitbestimmung ablaufen — damit fordern sie die Kreativität ihrer MitarbeiterInnen und erreichen eine hohe Akzeptanz. cis

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen