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Jetzt doch Waffen für bosnische Muslime?

■ UN-Delegation will Schutzzonen

Prag/Sarajevo (AFP/taz) – Die 52 Mitgliedsstaaten der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) forderten am Donnerstag auf ihrem Treffen in Prag die Aufhebung des Waffenembargos gegen Bosnien-Herzegowina für den Fall, daß die bosnischen Serben sich weiterhin weigerten, den Vance-Owen-Friedensplan für Bosnien zu unterzeichnen. Auch US-Präsident Bill Clinton soll amerikanischen Presseberichten zufolge Waffenlieferungen an die Muslime ebenso befürworten wie Luftangriffe auf serbische Stellungen. Aus Furcht vor Gegenschlägen verließ unterdessen ein französisches UN-Kontingent seinen Stützpunkt in der Kreisstadt Pančevo, 20 Kilometer vor der serbischen Hauptstadt Belgrad in Richtung Kroatien. Als letzte Etappe vor einer militärischen Intervention hatte der Leiter einer Delegation des UN-Sicherheitsrates, Diego Arria, die Einrichtung von „Sicherheitszonen“ zum Schutz der Zivilbevölkerung bezeichnet. Die Delegation war am Mittwoch von einer Reise nach Bosnien zurückgekehrt. Neben Sarajevo sollten die von serbischen Einheiten bedrohten moslemischen Städte Goražde, Tuzla und Zepa in Ostbosnien zu „Sicherheitszonen“ erklärt werden. Der bosnische Außenminister Haris Silajdžić lehnte in einem BBC-Interview die Einrichtung von Sicherheitszonen ab. Solange rund um die Städte Geschütze postiert seien, könnten dort keine Sicherheitszonen entstehen. Die UN- Schutztruppen in Bosnien (Unprofor) berichteten unterdessen von weiteren schweren Kämpfen zwischen kroatischen und muslimischen Verbänden in Zentralbosnien. Die Hauptstadt Sarajevo wurde erstmals seit längerer Zeit wieder von serbischer Artillerie beschossen. Zudem hätten 300 bis 350 serbische Milizionäre aus Kroatien in die Kämpfe um Bihać eingegriffen. Radio Sarajevo zufolge dauerten die Gefechte zwischen bosnisch-muslimischen und serbischen Truppen in Nord- und Ostbosnien unvermindert an.

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