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Jazz vom Feinsten

■ „Irakere“ aus Kuba zu Gast im Schlachthof

Eigentlich war es rappelvoll im Schlachthof, aber die Veranstalter hätten gern noch mehr gesehen: Denn „Irakere“ sind natürlich nur für ein paar Dollar mehr zu haben - Cash, denn alles andere als die grünen Scheine gilt zu Hause in Kuba als Spielgeld.

Man hatte also hoch gepokert und im Rahmen der Roots Nights den beliebtesten kubanischen Exportartikel nach Davidoff-Zigarren ausgepackt: Zweimal im Jahr gehen die 10 Mannen um den langjährigen Leiter und Keyboarder Chuchu Valdes auf ausgedehnte Europatournee, vor vier Jahren waren sie zuletzt in Bremen, damals im DKP-Maizelt, wo sonst.

Tanz in den Mai auch diesmal also: Kompromißlose Dröhnung von der Bühne, ausgelassene Tanzschaffe im Saal, Saunatemperaturen und draußen der Biergarten zum Abkühlen. Mit dem Druck einer Big-Band und der Lautstärke einer Rockgruppe fegten „Irakere“ durch - mit einer Mischung aus Salsa, Son Cubana, Cha-Cha-Cha, Merengue, Soca und nordamerikanischen Bebop-Sprenkeln. Meist packten sie mehrere Elemente zwischen präzise, knochenharte Breaks in ein Stück und mischten die jazzigen Soli von Keyboards, Flöte und der vierköpfigen Bläsergruppe darunter: abgeklärte, perfekt arrangierte Potpourries.

Vor allem mit dem vom steten Wechsel zwischen Solo- und Chorgesang geprägten Son Cubana trieben sie die Pegel im Saal nach oben, setzten Percussionist und Drummer noch eins drauf.

Maximo Lider Chuchu Valdes setzte sich vor allem mit ausladenden Jazz-Intros in Szene, dirigierte mit rudernden Armen seine Leute und schien zunehmend zu amüsieren. Gegen Ende gab's den obligatorischen Trommelzug durch den Saal und ganz am Schluß das unvermeidliche „Guantanamera“. Ein echter Rausschmeißer, fürwahr.

Bleibt die Frage, was mit den Dollars geschieht, in Kuba, wo die meisten Musiker entsprechend ihrer Bedeutung in „categorias“ eingeteilt und staatlich alimentiert sind. Rainer Köster

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