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Etappenziel beim fairen Handel erreicht

■ Beim Fair-Trade-Kaffee, den es seit zwei Monaten in Kaufhäusern und Supermärkten gibt, sind die Initiatoren mit dem Umsatz durchaus zufrieden, auch wenn er oft sehr versteckt angeboten wird

Berlin. Zur morgendlichen Tasse Kaffee auch eine Portion guten Gewissens – diesen Service bieten seit Februar zahlreiche Supermärkte Berlins ihren Kunden. Seitdem stehen neben bekannten Marken verschiedene Kaffeesorten mit dem „TransFair“-Siegel im Regal, das dem Produzenten einen festgelegten Erlös garantiert. Verkauft wird der TransFair-Kaffee jedoch nur, wenn Kunden auf ihn hingewiesen werden.

Zweireihig unauffällig sind die Sorten „Camino mild“ und „Esperanza Öko“ der Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt (Gepa) in einer der hinteren Regalecken der riesigen Kaffee- und Teeabteilung in der Feinschmecker-Etage des Konsumtempels KaDeWe eingeordnet; selbst für zielstrebig Suchende kaum zu finden. „Ich werde häufig nach TransFair-Kaffee gefragt“, berichtet allerdings eine Auszubildende, „und auffüllen muß ich dort auch sehr oft.“

Dieser kleine Erfolg für den beinahe versteckt aufgestellten Kaffee findet KaDeWe-Pressesprecherin Karin Tauer keineswegs erstaunlich: Bereits Anfang Februar habe die Abteilung „14 Tage lang eine Promotion-Aktion mit Verkostung an einem eigenen Stand durchgeführt“, danach habe man weitere vier Wochen durch eine zusätzliche Plazierung für das neue Produkt geworben. „Es ist kein Vergleich zu traditionellem Kaffee, dessen Verkauf wesentlich höher ist, aber für ein Produkt, das im KaDeWe bei Null angefangen hat, ist der Kaffee gut angekommen.“

Diese Erfahrung deckt sich mit den Rückläufen an den Verein TransFair, der das Siegel vergibt: „Wo begleitende Aktionen stattfinden, ist der Verkauf deutlich höher“, bestätigt Jutta Goss, Mitarbeiterin der Geschäftsstelle in Köln. So machten Kaffeesorten mit Siegel bei der ReWe-Gruppe nur etwa ein Prozent aus, im westfälischen Minden habe ein aufgeschlossener coop-Filialleiter hingegen durch gezielte Werbung und Aufklärung erreicht, daß fünf bis sieben Prozent des verkauften Kaffees TransFair-Sorten seien.

Solche Ergebnisse wird es in der Lebensmittelabteilung des Karstadt am Leopoldplatz kaum geben können; ohne besonderen Hinweis oder irgendwelche Erklärungen werden die beiden Gepa- Marken neben rund 25 weiteren Filterkaffees angeboten. Nur wer wegen des etwas höheren Preises neugierig wird, findet Informationen auf der Rückseite jeder Packung. Gut elf Mark kostet hier das Pfund, andere Hersteller, etwa die Hamburger Rösterei Union, bieten auch billigere Marken an.

Gerade mit den Preisen ist noch niemand ganz glücklich: „Das überlegt man sich ja doch“, meldet eine ältere Kundin im KaDeWe zwischen Kaviarhäppchen und Champagner-Präsentation Zweifel an, immerhin müsse man fast das Anderthalbfache zahlen. Andererseits ist mit dem Siegel nur ein Preis von 126 Dollar für rund 45 Kilo Kaffee garantiert, so Petra Schrömgens von der Gepa, „das reicht mal gerade für das landwirtschaftliche Überleben und geringfügige Investitionen“. Langfristig müsse der Mindest-Einkaufspreis für TransFair-Kaffee daher steigen, fordert Jutta Goss. Das vorranggige Ziel sei gewesen, die Sorten überhaupt in Supermärkten zu plazieren. „Dieses Etappenziel haben wir erreicht“, freut sich Goss, der Kaffee werde bundesweit in fast 20.000 Supermärkten gehandelt: „Es sind fast alle beteiligt, außer Aldi natürlich.“

Der Hauptumsatz findet jedoch nach wie vor in Dritte-Welt-Läden und über kirchliche Gruppen statt, wo seit Jahren Gepa-Kaffe und der schon beinahe legendäre Nicaragua-Soli-Kaffee „Sandino Dröhnung“ vertrieben werden. Im Penny-Markt am ehemaligen Checkpoint Charly ist jedoch keine der über 15 Sorten mit dem Siegel versehen. „Was für'n Ding?“ zeigt sich die Mitarbeiterin Neuerungen nicht gerade aufgeschlossen. Nein, nach fair gehandeltem Kaffee oder „irgendeinem Siegel“ habe noch niemand gefragt. Auch Berlins Politiker und Verwaltungsmitarbeiter im Senat hinken da einigen Discount-Ketten hinterher: Sie sei „noch von keinem angesprochen“ worden, verneint Lieselotte Krause, die den Ratskeller und die Kantine im Rathaus Schöneberg betreibt. „Aus eigener Initiative“ habe sie einen Tag lang „diesen Öko-Kaffee“ angeboten, doch ihre Gäste seien nicht zufrieden gewesen: „Der schmeckte den Leuten nicht.“ Das könne allerdings am kalkhaltigen Wasser liegen, vermutet die Kaffee-erfahrene Pächterin, „wir werden ja hier durch eine unheimlich lange Leitung versorgt“. Diese scheint im deutschen Bundestag kürzer als im Senat zu sein: Seit Mitte der Woche wird in Bonn TransFair-Kaffee aufgebrüht. Christian Arns

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