„Horst-Wessel-Lied“ zur Deeskalation?

■ Ermittlungen gegen Bundesgrenzschutz gehen weiter

Kreuzberg. Die Ermittlungen gegen Beamte des Bundesgrenzschutzes wegen des Verdachts, beim Einsatz am 1. Mai in Kreuzberg das „Horst-Wessel-Lied“ gesungen zu haben, werden inzwischen sowohl von der Berliner Polizei als auch vom Bundesgrenzschutz geführt. Das erklärte gestern der Leiter der Direktion fünf, Heinz Krähn, der für den Polizeieinsatz in Kreuzberg zuständig war, gegenüber der taz.

Bestätigt hat sich laut Krähn inzwischen, daß in der besagten Zeit zwischen 0.30 und 1.00 Uhr in der Oranienstraße tatsächlich eine BGS-Einheit eingesetzt war. Zwei Augenzeuginnen haben beobachtet, daß sich zu dieser Zeit etwa zwei Dutzend Bundesgrenzschützer Ecke Adalbert-/Oranienstraße „blockartig“ formierten und in Viererreihen in Richtung Oranienplatz marschiert seien. Dabei hätten sie „Die Reihen fest geschlossen, SA marschiert“ gesungen.

Laut Krähn waren am 1. Mai in Kreuzberg mehrere Hundertschaften des BGS-Niedersachsen, die sonst in Bad Hersfeld und Ahrensfelde in Brandenburg stationiert seien.

Welche Hundertschaft zur besagten Zeit in der Oranienstraße war, werde gerade ermittelt. Er könne sich vorstellen, so Krähn, daß die BGSler gesungen hätten. „Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß es das Horst-Wessel-Lied war.“ Krähn begründete dies damit, im Vorfeld des Einsatzes mit dem BGS-Kommandeur über mögliche Deeskalationspraktiken gesprochen zu haben. Dabei habe der Kommandeur erklärt, es sei Teil des Trainings, in kritischen Situationen gemeinsam ein Lied anzustimmen. Gegen die Strategie an sich sei nichts einzuwenden, meint Krähn. plu