: Aufgezwungener Tourismus
Der Tourismus der Reichen in die Länder der Armen ist umstritten. Das zeigte erneut eine öffentliche Anhörung der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion in Bonn zum Thema: „Ferntourismus“. Dabei betonte Jennifer Opondo, die Generalkonsulin von Kenia, zur Prostitution: „Es gibt in westlichen Industrieländern einen gewissen moralischen Verfall, der mit derselben Entschlossenheit angepackt werden sollte wie bei uns der Umweltschutz.“ Ähnlich kritisch äußerte sich der Tourismusexperte der evangelischen Kirche, Martin Stäbler: „Die Menschen an der Basis in der Dritten Welt sehen den Tourismus als ihnen aufgezwungen an, sie brauchen ihn nicht, er entspringt anderen Interessen.“ Einer Frau aus Thailand, die ihn fragte: „Was ist bloß mit euren Männern los, daß sie um die halbe Welt reisen, um unsere Kinder sexuell zu mißbrauchen?“ antwortete er. „Für die Taten von Touristen ist die Reiseindustrie nicht verantwortlich. Da sie aber buchstäblich das Vehikel dazu zur Verfügung stellt, ist sie in der Pflicht, alles zu tun, um solche Verbrechen zu verhindern.“
Die Mehrzahl der zwölf Experten fand zu dem Konsens, daß Ferntourismus in der Dritten Welt einerseits wirtschaftlich hilfreich, andererseits jedoch sozial und kulturell umstritten sei. Armin Vielhaber vom Studienkreis für Tourismus hatte dafür einen anschaulichen Vergleich. „Tourismus ist wie Feuer. Man kann damit eine Suppe kochen, aber auch sein Haus anzünden.“
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