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Armee der Einheit oder Aufstand der Kriegstreiber?

Heute (6.5.93) erschien in den meisten Tageszeitungen und in der Zeit der zweite Teil einer Public- Relation-Aktion der Bundeswehr. Diese Werbeaktion wird mit Steuergeldern bezahlt. Ich kann nicht ermessen, wie teuer die ganzseitigen Anzeigen sind. Wahrscheinlich handelt es sich um Millionenbeträge und die Anzeigenserie läuft wahrscheinlich noch mehrere Wochen.

Diese Serie zeigt durchaus Wirkung, wenn ich an die „Engel von Phnom Penh“ denke, eine eindeutige Glorifizierung von Auslandseinsätzen deutscher Soldaten. Die TV-Bilder von Soldaten, die als Mischung von Rambo und Elsa Brandström dargestellt werden, im glücklichsten Fall aber nur Statisten zur Befriedigung deutscher Voyeure sind, werden ihr übriges tun. Im Ergebnis wird von der deutschen Öffentlichkeit Militär und Militärisches höher bewertet wie zuvor, obwohl nach Ende des kalten Krieges das Militär eigentlich eine völlig untergeordnete Rolle spielen sollte. Die Wehrpflicht etwa ist schlicht überflüssig und müßte als Verteidigungslast der Vergangenheit angehören.

Statt dessen wird in der heutigen Anzeige die einheitsstiftende Wirkung der Bundeswehr gelobt. Ein Hohn angesichts der „blühenden Landschaft“ im Osten. Es dringt ein wenig brauner Duft durch meine Nase, wenn ich lese: „Gemeinsam wurde entdeckt: Wir alle sind Deutsche.“ Daraus volkt doch: „Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein.“ Rostock grüßt die Welt. Merkwürdigerweise wurde im Vorfeld der letzten drei deutschen Kriege immer die einheitsstiftende Wirkung der Armee gegenüber landesmannschaftlichen Gegensätzen verherrlicht. Offensichtlich soll die Bevölkerung wirklich auf den Krieg vorbereitet werden.

Müssen Journalisten, müssen Zeitungsverlage nun an, hart gesagt, Kriegspropaganda mitwirken? [...] Ich verfüge nicht über den Werbeetat des Verteidigungsministeriums: Ich bitte Sie deshalb, die Anzeigenserie. „Betr. Bundeswehr“ nicht mehr zu drucken.

Zum Schluß die Frage: Armee der Einheit oder Aufstand der Kriegstreiber? Trifft das zweite zu, dann gehen wir wirklich herrlichen Zeiten entgegen. Richard Kaiser,

Neukirchen-Vluyn

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