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Es rumort in Südafrikas Militär

■ Der zukünftige Generalstabschef Südafrikas warnt vor „Kommunisten“ und droht mit Rücktritt / „Kulturelle“ Sympathie für rechtsextreme Ex-Generäle

Johannesburg (taz) – Südafrikas Armee würde es mit großer Enttäuschung sehen, wenn in einer zukünftigen Regierung des Landes auch „Kommunisten“ vertreten sein sollten. „Ich würde die Konsequenzen ziehen und zurücktreten“, erklärt Generalleutnant Pierre Steyn in einem Gespräch mit der taz. „Ich bin überzeugt, daß die Kommunistische Partei an den Wahlurnen eine Niederlage erleben wird. Das Problem besteht darin, daß die Kommunisten im Huckepackverfahren mit dem ANC gewählt werden“.

Steyn, der als Nachfolger des im kommenden Herbst in den Ruhestand gehenden Generalstabchefs Lat Liebenberg gilt, residiert am Rande der Hauptstadt Pretoria in einem futuristischen Glaskasten, in dem auch die Rüstungsfirma Armscor sitzt. Im Herbst 1992 leitete der Luftwaffenoffizier eine Untersuchungskommission über die Verfehlungen von Geheimdienstleuten, als deren Ergebnis 18 Armeemitarbeiter, darunter sechs hohe Offiziere, ihren Hut nehmen mußten. Jetzt ist Steyn offenbar bemüht, Unruhe in den Reihen des Offizierskorps zu vermeiden. Constand Viljoen, bis Mitte der 80er Jahre Chef der Streitkräfte, hatte letzte Woche erklärt: „Die Sicherheitskräfte dürfen nicht tolerieren, daß sie unter Kontrolle der Kommunisten geraten.“ – Die Zukunft der Streitkräfte gehört zu den ungelösten Problemen im Verhandlungsprozeß zwischen Regierung und ANC. Die Streitkräfte sind mit einer zukünftigen „politischen Kontrolle“ einverstanden, lehnen aber jede „operationelle Aufsicht“ ab.

Manche Anhänger der Ex-Generäle um Viljoen, die ein „Komitee der Generäle“ gegründet haben, um die zersplitterte Rechtsradikale unter einen Hut zu bringen, spekulieren sogar mit einem Militärputsch. Generalleutnant Steyn hält solche Ideen für Phantasterei: „Wir haben eine Armee von Reservisten, über die die ehemaligen Generäle und die Rechtsradikalen keine Kontrolle besitzen. Wie wollen sie da einen Staatsstreich organisieren?“ Steyn hält die Bemühungen der Ex-Generäle „weniger für den Ausdruck einer politischen als einer kulturellen Bewegung“. Er fährt fort: „Dafür haben sie meine Sympathie als Afrikaaner, aber das heißt nicht, daß sich dies in einen politischen Umsturz umsetzen wird.“

Aber Steyn gibt zu, daß es in der gegenwärtigen Übergangsphase für die Sicherheitskräfte schwierig ist, Ruhe und Ordnung durchzusetzen. „Wie können wir das erreichen, wenn Regierungsgegnern von ihren Führern gesagt wird, wir seien nicht legitim? Wir sind legal, aber uns fehlt in weiten Kreisen der Bevölkerung Legitimität.“ Willi Germund

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