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Seidige Saitensprünge

■ Die Koreanerin Jin Hi Kim improvisierte in der Buchtstraße

Mit der Komungo-Spielerin Jin Hi Kim gastierte zum ersten Mal eine Musikerin der fernöstlichen Musikszene in der MIB- Reihe „Improvisationen“. Die Komungo ist eine sechsaitige Wölbbrettzither mit 16 unterschiedlich hohen Bünden und drei beweglichen Stegen. Sie ist eines der ältesten traditionellen Instrumente Koreas, ihre Saiten bestehen aus gedrehter Seide. Es gibt Instrumente für Frauen und Männer. Jin Hi Kim hat ein klassisches Komungo-Studium hinter sich. Vor 14 Jahren ging sie in die USA und wandte sich dort der modernen improvisierenden Musik zu. Als Komponistin schrieb sie u.a. ein Stück für das Kronos-Quartett.

Der erste Set ihres Auftritts bestand aus improvisierten Solos. Sie saß im Schneidersitz auf einem Podest, stützte die gut anderthalbmeter lange (Männer-)Komungo auf der einen Seite mit dem Fuß und ließ ihre Griffhand über die drei Bundsaiten tanzen, während die Rechte mit einem Stäbchen die Saiten anschlug. In ihren eher kurzen Improvisationen bot Jin Hi Kim eine interessante Balance von fernöstlichen Klangtraditionen und westlich-„moderner“ Spielweise. Das meint einerseits dem ostasiatischen Klangideal der langen, „stillen“ Töne zu folgen, dem einzelnen Ton nachzuspüren und diese andererseits mit Akkord- und Rhythmusvorstellungen abendländischer Prägung zu verbinden. Dabei sind die Töne nicht notwendigerweise zart oder zerbrechlich, manchmal vielmehr von spröder Rauhheit. Zum Ende des Sets spielte Kim eine von ihr entworfene elektrische Komungo — wahrscheinlich ein Weltunikat — in deren Sound allerdings die Spezifik des Instruments kaum noch zu hören war.

Der zweite Set bestand aus Duo-Improvisationen mit dem Bremer Euphonium-Bläser Uli Sobotta, in denen es einige schön dramatische Sequenzen gab. Ansonsten hatten die Duos mehr was von zufälligen Treffen. Zwei Menschen gehen ihren Weg, begegnen sich, wechseln kurz ein paar Worte und trennen sich, noch sprechend, schon wieder, um erneut ihrer Wege zu gehen. Arnaud

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