Lebenslang für Nazi-Mord

■ Hartes Urteil gegen junge Rechtsradikale

Stuttgart (dpa/taz) – Zum ersten Mal in der Bundesrepublik bestrafte gestern die 2. Große Jugendstrafkammer des Landgerichtes Stuttgart rechtsradikale, tödliche Gewalt als Mord und Mordversuch. Es verurteilte den 25jährigen Hauptangeklagten Thomas Wede zu einer lebenslangen Haftstrafe. Wede sei schuldig, in der Nacht zum 8. Juli 1992 in einem Ausländerwohnheim in Ostfildern-Kemnat den 55jährigen Arbeiter Sadri Berisha ermordet zu haben. Er habe den im Bett liegenden Mann mit einem Baseballschläger mit zwei wuchtigen Hieben getötet. Dessen Landsmann, Sahit Elizaj, sei von dem 21jährigen Michael Drigalla schwer verletzt worden. Drigalla muß eine neunjährige Jugendstrafe antreten. Zwei der fünf Mitangeklagten erhielten Haftstrafen von sieben Jahren, drei kamen zwischen zwei Jahren und sechs Monaten davon.

Das Gericht folgte in seiner Entscheidung weitgehend den Strafanträgen der Staatsanwaltschaft und übernahm auch deren Tatbeschreibung. Die Angeklagten hatten behauptet, sich nicht erinnern zu können. Der Vorsitzende Richter Hans- Alfred Blumenstein differenzierte deren Beteiligung, aber „die meisten“ hätten aus einer rechtsextremen Einstellung heraus und „aus dumpfer Ausländerfeindlichkeit“ heraus gehandelt.