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Im Schutz der Türme der Deutschen Bank

■ Aktionäre der größten Bank der Republik geben sich mit wenig Dividende zufrieden und bescheren Vorstand Hilmar Kopper eine ruhige Hauptversammlung

Berlin/Frankfurt/Main (taz/ dpa) – Dem Glanz der Deutsche- Bank-Bilanz kann auch die Rezession nichts anhaben: Der größte Geldspeicher der Bundesrepublik hat sein Konzernbetriebsergebnis in den ersten vier Monaten gegenüber dem anteiligen Vorjahreswert um gut 20 Prozent gesteigert. Hilmar Kopper, Vorstandssprecher der Deutsche Bank AG, zeigte sich daher auf der Hauptversammlung am Mittwoch in Frankfurt optimistisch, auch 1993 wieder „ein zufriedenstellendes Ergebnis“ zu erreichen. Er versprach, über eine Dividendenerhöhung „nachzudenken“ sofern dies das Ergebnis nach Steuern zum Ende des Geschäftsjahres erlaube.

Die Aktionäre erhalten für 1992 trotz des Rekord-Konzerngewinns von 1,8 Milliarden Mark bei einem Geschäftsvolumen von 496,6 Milliarden Mark unverändert 15 DM Dividende. Die Aktionäre gaben sich damit zufrieden, daß nur die Hälfte des Jahresüberschusses in der AG an sie ausgeschüttet wird. Die Hauptversammlung, auf der 45,81 Prozent des Grundkapitals vertreten waren, stimmte mit 99,96 Prozent der Dividende zu und erteilte dem Vorstand und dem Aufsichtsrat mit etwa ebenso großer Mehrheit die Entlastung.

Kopper wies Vorwürfe zurück, die Banken engagierten sich nicht genügend beim Aufbau in Ostdeutschland. Sein Institut habe bislang mehr als 20 Milliarden DM an Krediten in die neuen Länder vergeben. „Dabei gehen wir hinsichtlich des Risikos bis an den Rand des Vertretbaren.“

Entgegen den Erwartungen verlief die Hauptversammlung über weite Strecken ruhig. Nur zu Beginn seiner Ausführungen wurde Kopper von Mitgliedern der Umweltschutzgruppe Robin Wood mit einem Pfeifkonzert unterbrochen. Die Demonstranten warfen nachgemachte 100-DM-Noten mit dem Konterfei Koppers aufs Podium und prangerten das Engagement der Deutschen Bank in der Atomenergie an.

„Sie haben sich in der Adresse geirrt“, versuchte Kopper die Demonstranten abzufertigen, mußte sich dann aber doch mit den ruhigen Sachbeiträgen der Kritischen AktionärInnen (aus den Reihen des Vereins Weltwirtschaft Ökologie und Entwicklung, Germanwatch, BDKJ, des BBU und der Ordensleute für den Frieden) auseinandersetzen. „Unmöglich, wie Herr Kopper Sie behandelt hat“, meinten auch zahlreiche eher an der Dividendenpolitik interessierte Aktionäre, nachdem Kopper sarkastisch angemerkt hatte, daß eine symbolische Slumhütte der Ordensleute für den Frieden sicher neben den Türmen der Deutschen Bank guten Schutz finden könne.

Wider Erwarten geringen Raum nahmen später die Vorgänge um die Verschmelzung der Mercedes AG Holding (MAH) mit der Daimler-Benz AG ein, deretwegen IG-Metall-Chef Franz Steinkühler in den Verdacht des Insiderhandels geraten ist. Kopper wurde kritisiert, daß er den Handel mit MAH-Aktien am Tag der Bekanntgabe der Verschmelzung nicht habe aussetzen lassen. Der Bankmanager verteidigte sein Vorgehen und sprach von einer „sachgerechten“ Information der Öffentlichkeit. Er bestätigte, daß die Daimler-Aufsichtsräte – auch Steinkühler – über den Verschmelzungsbeschluß erst am 2. April unterrichtet worden seien.

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