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Neue Vorwürfe gegen Aktionär Steinkühler

■ Aktienkauf war gut terminiert

Hamburg (AP/taz) – Der Kleinaktionär und IG-Metall-Vorsitzende Franz Steinkühler soll einen Tag nach Erhalt der Einladung zur Daimler-Aufsichtsratssitzung die ersten Papiere der Mercedes-Holding gekauft haben. Der Stern berichtete gestern, Steinkühler habe die Einladung am 17. März erhalten. Anfang der Woche hatte der IG-Metall-Chef bestätigt, daß er am 18. das erste Aktienpaket gekauft habe.

Weiter heißt es, genau an diesem Tag habe eine Sonderbewegung der Papiere eingesetzt. „Steinkühler hat sich nicht an eine erkennbare Kursentwicklung drangehängt, sondern stand an der Spitze der Bewegung“, erklärte der Würzburger Professor Ekkehard Wenger vom Verein zur Förderung der Aktionärsdemokratie. Zwar seien die Aktien der Mercedes-Holding seit Jahresbeginn angestiegen, jedoch stets im Gleichklang mit Papieren der Daimler- Benz AG. In den 15 Tagen zwischen dem 18. März und dem 1. April verringerte sich der langjährig bestehende Kursabstand zwischen den beiden rapide, was allen Aktionären der Mercedes-Holding hohe Gewinne einbrachte.

Steinkühler hatte zugegeben, zwischen 18. März und 1. April Aktien der Mercedes-Holding im Wert von insgesamt 998.406,21 Mark gekauft zu haben. Gleichzeitig wies er den Vorwurf zurückg, dies aufgrund von Insiderwissen als Aufsichtsratsmitglied von Daimler-Benz getan zu haben. Am 2. April hatte der Daimler-Vorstand den Aufsichtsrat darüber informiert, daß die Aktien der Mercedes-Holding zum Jahresende eins zu eins in Daimler-Aktien getauscht werden. Die Kurse der Mercedes-Papiere waren daraufhin sprunghaft angestiegen.

Die Metaller im Norden stellten sich unterdessen hinter Steinkühler. Der Leiter des IG-Metall-Bezirks Küste, Teichmüller, sagte gestern, die Vorwürfe seien eine Kampagne gegen die Gewerkschaft. Das Prinzip der Unschuld bis zum Beweis des Gegenteils gelte in dieser Gesellschaft offensichtlich nur für Politiker, nicht aber für Gewerkschafter.

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