: Bürger haben ein Recht aufs Auto!
■ Basis spielte bei SPD-Veranstaltung zum Thema "Wohnen ohne Auto" nicht mit
nicht mit
Wehe, wenn die Basis nicht mitspielt! Die Bergedorfer SPD erlebte am Dienstag abend im Lichtwerkhaus ein kleines Desaster. Sie hatte zur Veranstaltung „Wohnen ohne Auto“ geladen, um sich im Vorwahlkampf mit ökologischen Konzepten zu profilieren und diese zu befördern. Doch die ZuhörerInnen, selbst überwiegend aus dem sozialdemokratischen Stall stammend, befanden, soweit sie sich überhaupt zu Wort meldeten: alles nicht durchsetzbar.
Da konnte sich Michael Glotz- Richter, der Referent aus der Bremer Umweltbehörde, noch so bemühen, das „Bremer Modell“ zu preisen und loben; der Funke sprang nicht über. Weniger Lärm, weniger Mief, weniger Gefahr für spielende Kinder und viel weniger Flächenverbrauch, lauteten seine Argumente, die er fast eine Stunde lang vielfältig variierte. So spart der Verzicht auf die Errichtung von 200 Parkplätzen bereits 5000 bis 7000 Quadratmeter Fläche.
Doch alle hochtrabenden Utopien, das Bremer Modell einmal im Neubaugebiet Allermöhe auszuprobieren, wurden aus dem Publikum mit Zwischenrufen der Preisklasse „Ihr habt in Bremen ja auch keinen Eugen Wagner“ quittiert. Statt kreativer Planspiele stand bei den meisten Veranstaltungs-TeilnehmerInnen konservative Manöverkritik auf dem Spielplan. Das Recht der persönlichen Entfaltung werde durch eine autofreie Zone behindert, analysierte ein Zuhörer, während ein anderer gebetsmühlenartig auf baurechtliche Hürden verwies. Die Basis machte mit dem Bremer Modell kurzen Prozeß und die Gesichter der im Saal versammelten sozialdemokratischen Funktionsträger, die an diesem Abend so gern ein wenig ökologische Aufbruchstimmung vermittelt hätten, wurden immer länger.
Angesichts so vieler Bedenkenträger machte sich der Bremer Umweltbehördler ein wenig ernüchtert auf den Heimweg von der einen Hansestadt in die andere. Um die Erkenntnis reicher, daß „die Reichsgaragenordnung in den Köpfen“ (das 1913 entstandene Regelwerk bestimmt immer noch die Anzahl der zu errichtenden Parkplätze) nicht nur in Bremen das größte Hindernis für eine autofreie City-Zukunft ist. Martin Busche/Marco Carini
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