Recycelt die P-Klasse! Von Thomas Pampuch

Das deutsche politische Gemeinwesen strahlt in letzter Zeit zunehmend den Charme eines Autofriedhofs aus. Wo man hinguckt, Beulen und Dellen, kaputte Motoren, unbrauchbar gewordene Getriebe, abgebrochene Lenkräder. Das Modewort der Saison ist „beschädigt“, ausrangierte Spitzenmodelle einer Klasse, die man gerne als die „politische“ bezeichnet, türmen sich auf den Schrottplätzen der Republik. Und da ist keiner, der den laufend anfallenden Ausschuß dieser P-Klasse vernünftig sammelt, ausschlachtet und recycelt. So ökologisch sind wir noch nicht, daß wir die sinnvolle Wiederaufbereitung und –verwendung zerbeulter Politiker auch nur ins Auge faßten. Die Frage ist: Können wir uns das auf die Dauer leisten?

Selbst eine nur überschlägige Kosten-Nutzen-Rechnung weist auf, daß wir es uns nicht leisten können. Da sind allein die Entwicklungskosten eines politischen Spitzenmodells: Jahrelange Probeläufe, Tests im Windkanal der Geschichte, Investitionskosten wie Diäten, Sitzungsgelder, Spitzenbeamten- oder Vorstandsgehälter, Ministerrenten, Ruhestands- und Übergangsregelungen, Umzugsbeihilfen, Zusatzabsicherungen, Werbungskosten, Aufsichtsratshonorare. Und Spesen, Spesen, Spesen. Wir lassen uns die P-Klasse einiges kosten. Und was machen dann die von uns Gepeppelten? Sie leisten sich irgend ein krummes Ding, ein Skandälchen, und husch sind sie weg und alles freut sich auch noch. Aber über die Freude der sauberen Lösung wird vergessen, daß wieder Millionen in den Sand gesetzt sind. Nicht nur die Investitionskosten sind perdu, auch die Lagerkosten der Wracks in ihrem unverdienten Ruhestand ergeben beträchtliche Sümmchen. Und unsereiner muß wieder mühsam neue Politiker aufbauen, und wieder gibt es keine Garantie, daß sie nicht zur Unzeit Mist bauen. Derweilen gammeln die alten vor sich hin, zu niemandes Nutzen.

Also Schluß mit dem flotten In- die-Wüste-Schicken. Was nottut, ist ein Verfahren, daß die Gestrauchelten einer sofortigen sinnvollen Weiterverwendung zuführt, zum echten Frommen des Gemeinwohls. Immerhin handelt es sich bei ihnen fast immer um mit allen Wassern gewaschene Profis, die, wenn sie auch Flecken auf der Weste haben, im Moment ihres Sturzes über ein Insiderwissen verfügen, das man nicht einfach wegschmeißt. Dieses Wissen gilt es zu nutzen und mit der produktiven sozialen Schubkraft des schlechten Gewissens zu verbinden. Der Fall Franz Steinkühler könnte hier neue Wege weisen. Verschämte Spenden in die Metallerstreikkasse genügen allerdings nicht. Nein, offensives Recycling der brauchbaren Teile! Rehabilitation durch gezielte Wiederverwertung! Der Franz muß sofort Anlageberater der Gewerkschaften werden. Krause sofort ab ins Mecklenburger Sozialamt zu einer großzügigen Neuregelung der Wohn- und Umzugsbeihilfen für alle. Mölleman muß dem Einzelhandel mit hübschen Empfehlungsschreiben wieder auf die Beine helfen. Die Jungs können doch was, das haben sie bewiesen. Streibl allerdings müssen wir wohl endlagern. Manchmal ist auch aus einem abgehalfterten Politiker nichts mehr herauszuholen.