Weniger Bohnen für Berlin

■ Eduscho-Ausbau in Bremen für 20 Millionen / Kaffee in zwei Jahren wieder teurer?

Berlin ist out, Bremen in — jedenfalls in den Augen Eduschos. Derzeit noch röstet Eduscho seine Kaffeebohnen überwiegend in Berlin. Doch seit der Standort Berlin keine Steuervorteile mehr bietet, schlagen die Kosten für den Transport der Bohnen vom Umschlagplatz Bremerhaven nach Berlin voll zu Buche. Deshalb will Eduscho einen Teil der Rösterei zurückholen: Am Europahafen soll binnen dreier Jahre eine neue Rösterei gebaut werden (Kosten der Transaktion: 20 Millionen Mark).

Von diesem Vorhaben plauderte nun Firmensprecher Rolf Helmbrecht bei einem Kaffeekränzchen mit Wirtschaftssenator Jäger und VertreterInnen der Bremer Presse.

In Bremen wird künftig der gemahlene und vakuumverpackte Kaffee für die deutschen KaffeetrinkerInnen produziert. Der Streit zwischen Eduscho und dem Senat um den Weserbahnhof als Erweiterungsgelände scheint damit zugunsten des Europahafens beendet. Ein früherer Häfensenator hatte nämlich seinerzeit das Gebiet am Weserbahnhof Eduscho versprochen. Doch die Stadt will das innenstadt- und wassernahe Grundstück anders bebauen, möglicherweise mit einem Dienstleistungszentrum.

Beim Digestif nach Kaffee und Pralinen wandte sich die überwiegend männlich besetzte Kaffeeklatschrunde globalen Fragen zu: Wieso eigentlich ist der Kaffee in den letzten Jahren immer billiger geworden, wollte Senator Jäger wissen. Schließlich hat diese Tendenz so manches Entwicklungsland noch weiter in den Ruin getrieben. Weil 1989 das internationale Kaffee-Abkommen geplatzt ist, erklärte Eduscho-Sprecher Helmbrecht. Das Abkommen hatte Exportquoten und Preise geregelt. Mit dem freien Markt sanken die Preise ins Uferlose. Auszubaden haben das vor allem die kleinen Kaffeebauern.

„Bitter“ findet das auch der Sprecher des Kaffeeverbandes, Claussen. Schließlich sei Uganda zu 90 Prozent vom Kaffeeexport abhängig, Kolumbien zu 60 Prozent. Nur einzelne Länder wie Äthiopien oder Kenia haben vom Wegfall des Abkommens profitiert: Sie bauen echte Mokkas und andere Spitzenkaffees an. Hier haben sich die Preise verdoppelt: Denn in den USA breiten sich allmählich Gourmet-Läden aus für Leute, die von der sinkenden Qualität des amerikanischen Billig- Kaffees genug haben.

„Wir müssen warten, bis sich der Markt auf natürlichem Weg bereinigt hat“, sagt Claussen. Bis also viele der kleineren PflanzerInnen aufgegeben haben, die Ware wieder rarer geworden sein wird. Claussen rechnet damit, daß in zwei bis drei Jahren die Preise wieder steigen.

Die Röstfirmen hätten gar nichts gegen höhere Rohkaffeepreise, meinte Helmbrecht. Doch bei einer Preiserhöhung müßten schon alle Konkurrenten mitmachen. „Solange aber Aldi das Pfund noch zwei Mark unter dem Marktdurchschnitt anbietet, geht das nicht.“ Marktführer am deutschen Markt ist derzeit Jacobs/Suchards mit 30 Prozent Marktanteil. Danach kommt Tschibo mit 20 Prozent, Eduscho liegt bei etwa 16 und Aldi hat einen Anteil von 12 Prozent.

Trotz der Konkurrenz: Erstmals hat sich jüngst die Bremer Kaffeeszene zusammengesetzt, um dem gemeinsamen Reeder Carol den Marsch zu blasen. Demnächst läuft nämlich der Vertrag zwischen Carol und der Bremer Lagerhaus-Gesellschaft aus, und Carol überlegt, dann nur noch Hamburg anzulaufen. Dort wird vor allem der Kaffee für den Export angelandet, während in Bremen vor allem Kaffee für den deutschen Markt umgeschlagen wird. Der Wirtschaftssenator vernahm mit Stirnrunzeln von dieser Konkurrenz mit Hamburg: „Die könnten den Bremern auch mal was zugute kommen lassen.“ cis