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Mit Beil Scheiben von Kabriolet eingeschlagen

■ Türken und Jugoslawen greifen vier Deutsche an / Reaktion auf Solingen?

Wie erst jetzt bekannt wurde, ermittelt der Staatsschutz schon seit mehreren Tagen wegen eines schweren Überfalls von elf jungen Männern türkischer und jugoslawischer Nationalität auf vier deutsche Insassen eines Kabriolets. Die Tat ereignete sich in der Nacht zu Sonntag gegen ein Uhr morgens in Lichtenberg. Nach Angaben des stellvertretenden Leiters des Staatsschutzes, Peter Haeberer, ist das Motiv noch unbekannt. Es sei aber „nicht von der Hand zu weisen“, daß die Morde in Solingen „eine Rolle gespielt haben“. Die Beschuldigten hätten über ihre Beweggründe jedoch geschwiegen.

Die Türken und Jugoslawen, so hieß es, hatten das an einer roten Ampel haltende Kabriolet mit ihren acht Autos eingekeilt und versucht, die vier Deutschen herauszuholen. Als dies scheiterte, hätten sie mit Schlagwerkzeugen, darunter eine Baseballkeule und ein Fleischerbeil, auf Karosserie und Fensterscheiben des Wagens eingeschlagen. Trotzdem sei es dessen Fahrer gelungen, mit dem Auto zu flüchten. Am Betriebsbahnhof Rummelsburg hätten die Deutschen den Wagen stehen gelassen und seien weggelaufen. Nun hätten die Angreifer einen Schuß aus einer scharfen Waffe in Richtung der Flüchtenden abgegeben und das verlassene Kabriolet die Stufen zum Bahnhof hinuntergeschoben.

Zunächst wurden acht und später drei weitere Tatverdächtige festgenommen. Gegen zwei der im Wedding und im Märkischen Viertel gemeldeten elf Beschuldigten – alle wurden in Berlin geboren oder wuchsen hier auf – wurde Haftbefehl erlassen. Die vier Deutschen sollen erklärt haben, der Angriff sei für sie aus „heiterem Himmel gekommen“. Keiner von ihnen habe besonders kurz Haare. Einer sei bei der Bundeswehr, habe aber in der Nacht „zivil“ getragen, so Haeberer.

Auf die Frage, warum der Vorfall von der Polizei nicht schon am Wochenende publik gemacht worden war, erklärte ein Polizeisprecher gestern: Dies sei vor allem ermittlungstaktischen Erwägungen geschuldet. Wie bei ähnlichen Vorkommnissen hätten erst noch Beweismittel zum Bespiel bei Hausdurchsuchungen gesichert werden müssen. Die in anderen Medien zitierte Polizeiäußerung, man habe nach den Solinger Morden die Lage in der Stadt nicht unnötig mit dieser Nachricht anheizen wollen, sei nicht der ausschlaggebende Grund gewesen. Demgegenüber erklärte Innensenatssprecher Hans-Christoph Bonfert gegenüber dpa, die Polizei habe nach dem Anschlag in Solingen alles tun müssen, um die Situation in Berlin nicht durch eine „breitgestreute Meldung über den Vofall anzuheizen“. Mit Verschleierung habe dies nichts zu tun. plu

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