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Alltag, normaler

■ Psychatriereform 11 Jahre danach: ein Gespräch

Seit die legendäre Blaue Karawane von Psychatrie zu Psychatrie zog und die Patienten nicht nur aus Anstaltsmauern, sondern auch aus jahrzehntelanger Unmündigkeit „befreite“, sind in Bremen zahlreiche betreute Wohngemeinschaften entstanden. Eine kleine Bestandsnachfrage an Ludger Möller von der Bremer „Initiative ...“.

Wie ist der Stand der Dinge?

Ludger Möller: Zur Zeit betreut die Initiative 109 von Psychatrie bedrohte Menschen in Wohngemeinschaften und in Einzelwohnungen. Das heißt, diese Menschen können heute in ihren Wohnungen bleiben. Die andere Arbeit der Initiative umfaßt das neue „Cafe Blau" und die Zeitungsgruppe, die den „Irrturm“ herausgibt.

Was sind nach dem Befreiungsschlag damals die alltäglichen Errungenschaften?

Daß unsere Arbeit bewohnerzentriert ist, daß die Interessen und Bedürfnisse der Menschen im Mittelpunkt dessen stehen, was und wie mit ihnen gearbeitet wird. Das fängt damit an, daß wir ihnen helfen, wiederbemündigt zu werden; daß sie ihre eigene Sozialhilfe bekommen, daß sie freie Arztwahl haben, daß sie mitbstimmen, mit wem sie leben wollen statt zugeordnet zu werden. Die Reform hat gebracht, daß niemand mehr kontinuierliche medizinische Beaufsichtigung für psychisch Kranke fordern kann. Das war ja der große Denkfehler. Bei wem die Medizin keine Heilung gesehen hat, der ist sofort zur Verwahrung gekommen. Der neue Ansatz sagt, jemand kann sein Lebtag in psychischer Erkrankung bleiben: Es geht nicht darum, auf Teufel komm raus geheilt werden zu müssen.

Warum dann noch Anstalten?

Die bestehen deshalb noch, weil da ja auch Arbeitsstellen dran gebunden sind, weil die Häuser Geld kosten. Und weil die Kommunen wieder zahlen müssen, wenn die Leute zurück in die Kommunen kommen. Darum sitzen immer noch Abertausende in Anstalten. Nicht, weil sie die Antalten brauchen, sondern weil die Anstalten die Patienten brauchen.

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