Der Sack ist zu – und viele Fragen offen

■ Auslobung zur Spreeinsel: Einen Mammutwettbewerb will Senator Hassemer vermeiden / Verkehrsführung weiter strittig

Mit der Auslobung des „Städtebaulichen Ideenwettbewerbs Spreeinsel“ will Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer „den Sack zur Innenstadtplanung zumachen“. Nach den Konkurrenzen für Potsdamer Platz, S-Bahnhof Friedrichstraße und Alexanderplatz stelle das kommende Verfahren den „Schlußpunkt“ beim Ausbau der östlichen City dar. Bis Mitte 1994 soll der Wettbewerb entschieden sein.

Im August werde mit der Auslobung begonnen, sagte Hassemer gestern. Dem internationalen Wettbewerb gehe ein anonymes Beteiligungsverfahren voraus, bei dem die Bewerber Ideenskizzen einzureichen haben. Aus diesen werden im Dezember „rund 50“ Teams ausgewählt. Das außergewöhnliche Verfahren (das in dieser Form erstmalig angewandt wird, wie der Vorsitzende der Berliner Wettbewerbskammer, Bassenge, der taz mitteilte) strebten Berlin und der Bund an, um einem erneuten „Mammutwettbewerb“ wie dem des „Spreebogen“ aus dem Weg zu gehen.

Auf der Spreeinsel werden die Gebäude für das Auswärtige Amt und ein Konferenzzentrum entstehen. Die Teilnehmer, sagte Hassemer, müßten „Lösungen für eine städtebaulich verträgliche und bedarfsgerechte Unterbringung des Auswärtigen Amtes in Verbindung mit räumlichen Angeboten für hochrangige kulturelle und anspruchsvolle gastronomische Nutzungen finden“. Außerdem plädierte er dafür, nur etwa ein Zehntel der vom Kinkel-Ministerium beanspruchten Fläche direkt auf dem Marx-Engels-Platz zuzulassen. Zugleich sollen in der früheren Reichsbank das Innenministerium und in der „Münze“ das Justizministerium untergebracht werden.

Die Sanierung des asbestverseuchten Palast der Republik indessen erscheint aus städtebaulichen, funktionalen und wirtschaftlichen Gründen „nicht zweckmäßig“, so Hassemer. In der Auslobung soll der Abriß des Palastes empfohlen werden. Eingriffe in das Kronprinzenpalais stünden dagegen nicht zur Disposition. Offen läßt die Auslobung, ob für die Errichtung des „Neubaukomplexes Außenministerium“ das Staatsratsgebäude erhalten werden soll. Die Architekten werden vor die Wahl der „Erhaltung, des Umbaus oder des Abrisses“ gestellt.

Strittig zwischen Berlin und dem Bund sind in der Auslobung „die Details“ (Hassemer). Weder ist mit Bonn abgestimmt, wie in das Areal Urbanität einziehen soll, noch weiß man, so berichtete Hassemer, wie mit dem öffentlichen Raum umgegangen werden soll. Welchen Raum die Ministerien am Marx-Engels-Platz beanspruchen werden, ist ebenfalls offen. Schließlich seien die Fragen des Straßenverkehrs noch nicht geklärt. Während Bonn etwa den Ost-West-Verkehr aus dem Zentrum verbannen und unter dem Brandenburger Tor einen Tunnel graben will, strebt Hassemer eine gleichberechtigte Verteilung des Verkehrs auf alle Straßen an. rola